Vom Rosenfest
zum Backfischfest
Nibelungenrezeption in Worms

Ein Dia-Vortrag von Eichfelder

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Dom, Foto: Heinz Angermüller ..



Um ein schnelles Laden der Seiten zu gewährleisten, ist der folgende Beitrag in vier Teile gesplittet:

Prolog: Die Rezeption bis zum Beginn des 20. Jh.
I. Rosenfest und Rosengarten (1900 - 1910)
II. Nibelungenwoche und Backfischfest (1910 - 1933)
III. Nibelungen im Stechschritt (1933 - 1956)
Epilog: Die Wiederentdeckung nach 1996




Als um das Jahr 1200 ein anonymer Dichter das Nibelungenlied schrieb, bekam man davon in Worms wohl nur wenig mit, es gibt auch lange Zeit keine Hinweise darauf, dass in Worms überhaupt irgendeine Spielart der Nibelungensage bekannt war.
Etwa hundert Jahre nach der Niederschrift des Liedes jedenfalls dürfte das Rosengartenlied, welches Kriemhild in ihrem von 12 Rittern bewachten Wormser Rosengarten darstellt weitaus populärer gewesen sein, aber auch das lässt sich nur vermuten.
Die ersten sicheren Hinweise auf die Kenntnis des Sagenstoffes in Worms stammen aus dem Ende des 15. Jh. also knapp 300 Jahre nach der Niederschrift des Liedes.
Es beginnt mit dem Interesse Kaiser Friedrich III. an dem ... von der Wormser Bevölkerung so bezeichneten Siegfriedgrab. Mitgerissen von solch prominenter Seite beginnt sich Worms mit seiner Heldensage zu identifizieren.



Es entstehen sagenhafte Wandmalereien (Nivergalt, 1493) am Rathaus. Im Rheinsand gefundene fossile Saurierknochen werden allerorten als Drachen- und Riesenknochen präsentiert.


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Zu dem Wappen der Stadt gesellen sich 1499 die Drachen.


Man entdeckt weitere Nibelungenrelikte wie den heute noch zu bestaunenden Siegfriedstein (letztendlich ein alter Kelterstein, wie er in der Region nicht selten zu finden ist) und es kommt sogar zu jährlichen Aufführungen eines Seyfridliedes.
Alle diese Elemente haben zwar mit dem Nibelungenlied nichts zu tun, beweisen aber sehr wohl die Hingabe der Wormser zur Nibelungensage.

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1689 erlebt diese, ich möchte sagen, erste Nibelungenrenaissance in Worms ein jähes Ende. Krieg, Pest und totale Stadtzerstörung lassen die Erinnerung komplett verblassen.


1755, also ein Menschenalter nach diesen schrecklichen Ereignissen wird auf dem Schloss Hohenems die erste Handschrift des Nibelungenlieds entdeckt, zunächst schenkt man diesem Fund wenig Beachtung.
Friedrich der Große urteilt sehr abfällig, es sei keinen Schuss Pulver wert. Erst August Wilhelm Schlegel wertet das Werk auf und bezeichnet es sogar als die deutsche Ilias.

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Und spätestens Mitte des 19. Jh. sollten - nahezu zeitgleich - Richard Wagner und Friedrich Hebbel die Nibelungen endgültig aus der Versenkung auftauchen lassen.
(Wobei Wagner sich an der nordischen Überlieferung orientiert und Hebbels Werk auf dem Nibelungenlied basiert).
Doch selbst die glorreichen und gefeierten Aufführungen in Bayreuth und Weimar gingen an Worms spurlos vorüber.



1889, also genau 200 Jahre nach der Katastrophe von 1689 war es wieder ein prominenter Gast, der den Wormsern ihre Nibelungen näher brachte, dieses mal in Person Kaiser Wilhelms II.
Nachdem der Kaiser in dem gerade erbauten städt. Spiel und Festhaus die Vorführung "Drei Jahrhunderte am Rhein" gesehen hatte, war er sehr enttäuscht. Der Kaiser vermisste offensichtlich, das, was er in und von Worms erwartete ...

Zitat: "Das alte Worms zu sehen, das von der Sage umwoben ist, die an das herrlichste anknüpft, was wir in der deutschen Literatur besitzen. Das Nibelungenlied allein schon ist die Perle aller deutschen Dichtungen und seine Klänge umschweben den Namen der Stadt Worms."

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Ach so ist das, dachte man plötzlich wieder in Worms ... und die Nibelungen waren aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Schon im darauf folgenden Jahr ist von einem Nibelungen- oder Siegfriedbrunnen die Rede, der allerdings erst 1921 verwirklicht werden sollte. Dennoch tauchen die Nibelungen nun wieder verstärkt in den Vordergrund, zuerst spärlich, dann immer deutlicher. 1900 wird z.B. die Nibelungenschule eingeweiht. Und im Jahre 1904 wird schließlich das Sedansfest vom Rosenfest abgelöst.






Bildquellen: Stadtarchiv Worms