Mythos der Wildkräuter

Wildpflanzen
im Mittelalter und heute

von Dorisa Winkenbach

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Wilde Möhre (Daucus carota), Foto: Privat..



Altes Wissen bewahren – mit Heutigem verknüpfen – Zukünftiges daraus entwickeln

Seit Menschen auf diesem Planeten leben zählen Wildpflanzen zu Ihren ständigen Begleitern. Sie dienten zur Nahrung, Nahrungsbeschaffung und zugleich auch als Heil- und Schutzmittel.
Viele dieser Anwendungsmöglichkeiten haben sich durch die Jahrhunderte, bzw. Jahrtausende erhalten, wurden und werden, in abgewandelter, aktualisierter Form, teils nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, teils nach überliefertem Volkwissen bei allen Völkern der Erde angewendet.
Der Beitrag „ Mythos der Wildpflanzen – früher und heute“ möchte etwas von der Ursprünglichkeit, des Vergessens und der neuerlichen Wiederbelebung des Pflanzenmythos vermitteln.

Was als „Burundanga“ derzeit Anlass gibt für Ängste und Sorgen, ist bereits in Urzeiten, bei vielen Völkern als natürliches Pflanzenpräparat benutzt worden.
Stechapfel (Datura stramonium), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) Alraune (Mandragora officinarum). Alle drei firmieren heute unter der Rubrik Giftpflanzen und werden nurmehr als Zier- bzw. Medizinalpflanzen eingesetzt.

Sehr alte, sogenannte Ruderalpflanzen sind beispielsweise Melde (Atriplex hortensis) oder Gänsefuß/Guter Heinrich (Chenopodium bonus –henricus). Seit Urzeiten und noch heute dienen sie zu Nahrungszwecken, sofern sie von Unkrautvernichtungsmitteln nicht verdrängt wurden.
Namen, Signatur, Standort und volkstümliche Überlieferung sagen auch heute noch viel über eine Pflanze aus. Im Sinne ganzheitlicher Gesundheitsvorsorge gewinnen unsere pflanzlichen UR- Begleiter aktuell wieder an Beachtung und Wert.
Bahnbrechende Erkenntnisse in Wissenschaft und Forschung zeigen Wege auf, die das Wissen um die Wirkung unserer Pflanzenwelt auf Körper, Seele und Geist in neuem Licht erscheinen lassen.
Innovationen in Einklang mit der Natur für zukünftige Generationen.

Jean-Jaques Rousseau, der große Pädagoge des 18. Jh. liebte das Botanisieren und Herbariesieren. An einen Freund schrieb er 1766: "Und überdies, wenn man den ganzen Tag über draussen auf Wiesen und Feldern Pflanzen gesucht hat, ist es nicht mehr schwer, abends allein in seinem Bett zu gehen schlafen. Mancher Forscher empfindet mehr Vergnügen bei der Analyse einer hübschen Blume, als bei der eines hübschen Mädchens. Eine einzige neue Pflanze zu entdecken, ist mir hundertmal lieber, als fünfzig Jahre lang dem Menschengeschlecht zu predigen... "

Im Vorfeld zum Vortrag einige Anmerkungen zu Bedeutung und Ursprung des Begriffs Mythos. In einem Nachschlagewerk des Internets fand ich: Mythos schafft Wissen durch Erzählung und Überlieferung, im Gegensatz zur wissenschaftlichen Erklärung. Mythos und Logos stehen einander gegenüber.
Etwas detaillierter fand ich eine Erklärung im kulturvergleichenden Lexikon der Gisela von Frankenberg. Dort steht zu lesen: Mythos, als Auslegung eines Symbols. "Die Worte mögen wechseln, das Symbolzeichen bewahrt die Wahrheit..." Der Begriff Mythos, hervorgegangen aus der ältesten Wissenschaft, der Geheimlehre, als Aufbewahrungsort. Er folgt dem Logos und nicht der Logik.

In den 70er Jahren entstand in München eine neue Wissenschaft, die Nommologie. Begründet von Gisela von Frankenberg. Sie suchte den Begriff Mythos neu zu definieren, Logos und Logik zu verbinden, als Synthese, die auch Weisheit genannt wird.
Was ist ein Symbol? Sym = zusammen bol = Ballung. Im Symbol werden also Informationen sozusagen zusammengeballt. Es entsteht ein Sinnbild. Pflanzen wurden und werden häufig als Symbole eingesetzt. Als Symbole, die, wie ein geöffnetes Buch gelesen werden können. Rose, die Blume der Liebe, Lilie, die Blume der Reinheit usw.

In der Pflanzensymbolik treffen sich Naturwissenschaft, Philosophie, Religion, Kulturgeschichte, Kunst und Ethnologie, was insbesondere in der bildhaften Sprache der orientalischen Länder zu finden ist.
Erfahrene, gefühlte, wahrgenommene Erlebnisse wurden Pflanzen zugeordnet, ja sozusagen in Ihnen „versteckt“. Damit wurde auch eine gewisse Ordnung hergestellt.
Pflanzen, als UR-Begleiter der Menschheit auf diesem Planeten die Nahrung, Heilung und Entwicklungshilfe spenden. Entwicklungshilfe im Sinne geistig-seelisch und körperlicher Entwicklung. Symbolisch, mythologisch „verpackt“, bis in die Jetzt-Zeit erhalten. Ich erinnere an Giesela von Frankenberg: ...die Worte mögen wechseln das Symbolzeichen bleibt erhalten...

Zwei bedeutende Dokumente spiegeln das Wissen, die Symbolik und den Wert der Wild- und Heilpflanzen des frühen Mittelalters wider: Die Reichsverordnung „Capitulare de villis“, sie soll 812 von Kaiser Karl dem Großen erlassen worden sein. Überzeugt von der zweifachen Wirkung der Pflanzen, der medizinischen und der magischen Kraft wurden Listen von Pflanzen erstellt die, per Verordnung angepflanzt werden mussten.
Um zu verstehen, in welcher Weise sich Menschen vom Mittelalter bis heute mit dieser zweifachen Pflanzenkraft auseinandersetzen müssen sie bereit sein zum Wunder, zum Traum, zum Geheimnis, zu Deutung und Glaube, neben naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Das zweite Dokumment, etwa 38 Jahre später datiert ist der, Hortulus genannte „Liber de cultura hortorum“ des Walahfried Strabo, Abt des Kloster auf der Insel Reichenau im Bodensee.
Auch der kleine, alte Kräutergarten im Kloster Lorsch ist nach diesem Text in Gedichtform angelegt worden. Hier ein kleiner Auszug:

Nimmer fehle mir ein kleiner Vorrat gewöhnlicher Minze
So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften
Eine nützliche Art soll die rauhe Stimme, so sagt man,
wieder zu klarem Klang zurückzuführen vermögen
wenn ein Kranker, den häufig Heiserkeit quälend belästigt
einnimmt trinkend als Tee ihren Saft mit nüchternem Magen.
Noch eine Art dieser Pflanze, von mastigem Wuchs ist vorhanden
Die nicht mehr bloß eines kleinen Gewächses Schatten verbreitet
Sondern, nach Art des Holunders mit starkem Stängel emporstrebt
Anders ist ihr Geruch und ihr Saft etwas herber zu trinken
Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minzen
Samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste er gleich
auch Wissen, wieviele Fische im roten Meer wohl schwimmen
Oder wie viele Funken Vulcanus, der Schmelzgott von Lemnos
Schickt in die Lüfte empor aus den riesigen Essen des Aetna. ...

In den Jahren 1140-1173, also etwa 300 Jahre nach Strabo schrieb Hildegard von Bingen ihre weisheitsvollen, prophetischen Bücher, die später in zwei Büchern erschienen. Der „Causae et curae“ und das Heilmittelbuch „ Physika“.
Für sich und andere hat Hildegard von Bingen ihre Medizin offenbar nie angewandt. Erst 800 Jahre nach ihrem Tod erlangten ihre Bücher Berühmtheit. Über 40 Jahre studierte der Arzt Dr. Gottfried Hertzka ihre Werke und wies, mit nun möglichen wissenschaftlichen Methoden ihre praktische Brauchbarkeit nach.
Hildegards Übungsweg war die innere Zuwendung zur Natur. In bewusster Vertiefung verband sie sich mit der Natur und dem Ewigen.
Etwa beim entspannten Betrachten einer Pflanze, nachspürend ihrer Wurzeln, ihrer Grünkraft, die sich mit den kosmischen Lichtkräften verbindet und den eigenen Körper durchflutet und belebt.
Zitat: "Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit – und die ist grün"
Wie wichtig ihr Sonnenlicht und Wärme für menschliches Wohlbefinden und Gesundheit sind zeigt sich in einer der Hildegard Speiseregeln: eine warme Speise sollte der Mensch zuerst essen, damit sich sein Magen erwärmen kann, und keine kalte. Wenn er als erstes eine kalte Speise isst, macht er auf dieser Weise seinen Magen so ausgekühlt, dass dieser nachher Mühe hat, sich durch die nachfolgende warme Mahlzeit wieder zu erwärmen. Ein erwärmter Verdauungsapparat bewältigt die Verdauung kalter, sprich roher Speisen leichter. Da kann schon das Glas abgekochtes, warmes Wasser am Morgen hilfreich sein. Und die Suppe vor dem Salat.
Von, rein naturwissenschaftlich geprägten Ernährungsexperten der Jetzt-Zeit wird jedoch empfohlen, viel, oder gar ausschließlich Rohes, was heißt Kaltes zu verzehren. Achten Sie einmal darauf, welche Berge von Salat zu fast jeder Tageszeit und oft ausschließlich verzehrt werden. Ihr „ganzheitlich“ ausgerichtetes Wissen, mit seinen Teils altertümlichen Empfehlungen spricht eben nicht jeden an.
In Zeiten der VITAMIN-Gläubigkeit hält man sich eher an Eugen Roth, der da postulierte:
„ Das Vitamin ist ein Gemüt, das schwindet, wenn es abgebrüht.
Willst du es frisch und lebendfroh, lass´ es getrost ein wenig roh.“

Letztlich kein Widerspruch. Mehr eine Frage der Vorgehensweise bzw. der Reihenfolge. Ich empfehle: auf sein Wohlbefinden zu achten und auszuprobieren, was einem wirklich gut tut. 6
Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus.
Noch so ein Vordenker, dessen Studien und daraus folgenden Lehren bis in die heutige Zeit gelten. Er lebte von 1493-1541, also wiederum etwa 300 Jahre später als Hildegard von Bingen.
Sein besonderes Interesse galt der überlieferten Signaturenlehre, die er weiterentwickelte, aus der heraus er Heilmittel schuf, die pflanzlichen, mineralischen und metallischen Ursprungs waren. Er betonte, wie auch Hildegard von Bingen, den Zusammenhang zwischen Seele und Krankheit.
In der Signaturenlehre wird wiederum symbolhaft von der Gestalt, dem Geruch, der Farbe und dem Wuchsort einer Pflanze auf deren Wirkung geschlossen. Heute übrigens zu 80% wissenschaftlich bestätigt.
Gerne wird ein Zitat von Paracelsus verwendet, was seinen Ursprung jedoch bereits in der antiken Heilkunst hat: „Lasst eure Lebensmittel eure Heilmittel und eure Heilmittel eure Lebensmittel sein.“
Nach einer Hochphase der Industrialisierung, mit Fokus auf Materialismus und Naturwissenschaft, gelangt jetzt auch der Ansatz von Paracelsus wieder zu Beachtung und dient zur Weiterentwicklung hin zu einer modernen, zeit- und menschengemäßen Heil- und Ernährungskunst .
In der Zeit des Wirkens von Paracelsus entwickelte sich, begünstigt durch ein erstarkendes, machtvolles Christentum, eine tragische Empoche der Verfolgung und Ausrottung von Frauen und Männern, die altes, überliefertes Volkswissen, „verpackt“ in Symbole, gepaart mit hellsichtigen Fähigkeiten praktizierten und pflegten. Im Volk blieb der Pflanzenzauber jedoch lebendig, wie sich am Beispiel eines Textes von Ernst August Friederich Klingemann zeigt. Er lebte von 1777-1831.

Pflanzenzauberer
Ich stieg den Berg hinauf, am Ausgange der Stadt-
es war die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings
und draussen lag die alte Fee, die Erde
und kochte ihre mitternächtlichen Zauberkräuter,
um am Morgen, nach abgeworfenen Silberhaaren
und ausgeglätteten Runzeln, schön umlockt und bekränzt,
als junge Nymphe aufzustehen und ihre neugeborenen
Kinder an ihren schwellenden Busen zu tragen
Auszug aus: Die Nachtwachen des Bonaventura.

Zur gleichen Zeit setzte Johann Wolfgang von Goethe in seinem Faust 1. Teil ein Pflanzenzauber Ritual ein, das Hexen-Einmaleins:

Du musst verstehn!
Aus eins mach zehn
Und zwei lass gehen
Und drei mach gleich
So bist du reich
Verlier die vier!
Aus fünf und sechs -
So sagt die Hex –
Mach sieben und acht
So ist´s vollbracht
Und neun ist eins
Und zehn ist keins
Das ist das Hexen – Einmaleins!

Pflanzenanrufungen, Pflanzenbeschwörungen, Amulette, Räucherungen waren im Mittelalter übliche Praktiken. Das dabei Zahlen eine große Bedeutung hatten geht auch aus dem so genannten Neunkräutersegen hervor.
Der altenglische Neunkräutersegen ist ein Gemisch aus germanisch-keltischen, antiken und christlichen Traditionen. Er stammt aus dem 11. Jh. und wurde 1889 von Johann Hoops ins Deutsche übersetzt. Er beginnt mit einer Ehrung von Beifuss und Wegerich, die in wunderbarer Weise den Mythos der alten Wildpflanzen lesbar macht.

Erinnere dich, Beifuss, was du verkündest, was du anordnetest in feierlicher Kundgebung.
Una heißest du, das älteste der Kräuter; Du hast Macht gegen 3 und 30, du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung, du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt. Und du, Wegerich, Mutter der Pflanzen, offen nach Osten, mächtig im Innern: Über dich knarrten Wagen, über dich ritten Frauen, über dich schrieen Bräute, über dich schnaubten Farren (junge Stiere); allen widerstandest du und setztest dich ihnen entgegen:
So widerstehe auch du dem Gift und der Ansteckung und dem Übel, das über das Land dahinfährt...
Neun Pflanzen werden so geehrt und erklärt und zum Ende hin heisst es: ... nun haben diese 9 Kräuter Macht gegen neun böse Geister, gegen 9 Gifte und gegen neun ansteckende Krankheiten.

Durchgängig hielt sich, bei Hofe, wie auch beim einfachen Volk, die Verwendung von Wildpflanzen, als Speisen oder auch als Gewürz. Der Wert, als Gesund- und Heilkräuter reduzierte sich erst in den vergangenen 100 Jahren auf Geschmack spendende Zutat.
Das an die Grenzen stoßende Paradigma der Pathogenese, mit seiner Sicht auf die Krankheitsbildung und Bekämpfung, sowie die Rückerinnerung an überlieferte, ganzheitlich orientierte Heilmethoden, ermöglichen den Paradigmenwechsel von Pathogenese zur Salutogenese, mit Fokus auf Gesundheit, Gesunderhaltung und Gesundheitswiederherstellung.
Neue Forschungen und daraus resultierende Ergebnisse, gekoppelt an nachweisbare Schwingungsveränderungen auf unserem Planeten finden ihren Niederschlag in der Entwicklung feinstofflicher, weit über die Homöopathie hinausgehender Medizinformen.
Ich erinnere hier an eingangs erwähnte Auslegung der Wortbedeutung Mythos = die Worte wechseln, das Symbolzeichen bewahrt die Wahrheit...(nach Gisela von Frankenberg).
Vieles wandelt sich, doch um mit Angelus Silesius zu sprechen: Mensch, werde wesentlich, denn wenn alles vergeht, das Wesen besteht. Moderne Forscher, Anthropologen, Pflanzenkundler, wie beispielsweise Wolf-Dieter Storl, Susanne Fischer -Rizzi oder Christian Rätsch, verbinden altes Wissen mit heutigen Erkenntnissen und geben somit Impulse für zukünftige Formen, Symbole – Mythen.

Rose Coleman, Heilerin (Ephesus-Heilmethode) und Künstlerin, setzt in ihrer Arbeit eigene Impulse und übermittelte Informationen in bildhafte Symbolform um. Das Wesen, die Heilkraft, die Energie der verwendeten Pflanzen finden sich in Bildform wieder und können so, beispielsweise auf Wasser übertragen aufgenommen werden.
Roger Kalbermatten, Bio-Chemiker, Produktentwickler und Alchemist aus der Schweiz (Inhaber der Fa. Ceres Heilmittel) forscht seit 20 Jahren nach den Wirkprinzipien in Pflanzen. Er sucht, inspiriert durch Paracelsus neue Erkenntnisse über das Wesen und die Heilwirkung von Pflanzen.
Ein Beispiel, derzeit an vielen Straßen- und Wegrändern in voller Blüte > die wilde Möhre >> Daucus carota (Bild oben) im altgermanischen auch Moorwurz oder Moorkraut genannt. Sie gilt bereits in der Pfahlbauzeit als nachgewiesen. Ihr eindeutiges Karottenaroma in allen Pflanzenteilen ist beeindruckend.
Schaut man sich die Pflanze genauer an, beobachtet sie während ihrer Blüte- und Samenreifezeit ist eine Wachstumsgeste deutlich wahrnehmbar. Aus der Knospe breitet sich die weiße Doldenblüte zu einer flachen Schale oder Schirm aus. Meist zeigt sich in der Mitte der weißen Blüten eine Purpurrote. Der Blütenstand weist so einen deutlichen Mittelpunkt auf. Im weiteren Reifungsverlauf wölbt sich der Blütenstand nach oben um sich dann zum Zentrum hin zusammenzuballen. Es entsteht ein kugeliges Gewölbe in dem das Wichtigste der Pflanze, nämlich ihr Samen geschützt heranreifen kann. Diese zentrierende
Bewegung der wilden Möhre ist einzigartig in der europäischen Flora.
Wen überrascht es da noch, dass die nachgewiesene Heilkraft der Wilden Möhre in der Anwendung bei Konzentrationsstörungen, Unruhezuständen, Zerstreutheit, geschwächter Wahrnehmungskraft von Auge und Gehör liegt.
Wesen, oder Symbol dieser Pflanze ist Zentrierung. Ihre Botschaft: Konzentration auf das Wesentliche
Schauen sie sich den derzeit allgemein üblichen Alltag an. Er ist geprägt von Hektik, einer Vielfalt von Einflüssen und Anforderungen. Das führt zu Zerrissenheit, Unausgeglichenheit, Nervosität, Unkonzentriertheit, Oberflächlichkeit. Das Bewusstsein erfährt eine Schwächung, die oft auch als Depression zutage tritt.
Da ist es in meinen Augen kein Wunder, dass die Wilde Möhre in diesen Jahren besonders üppig wächst. Hat sich doch der Mythos bis heute gehalten, nachweisbar, das eben gerade die Pflanzen, die dringend gebraucht werden uns entgegen wachsen, wenn wir ihnen die Möglichkeit dazu lassen.

Wildkräutermenüvorschlag
3 – Gang Menü mit Schlangenbader Wildkräutern

1. Gang
Wildes Grün & Bärentatzen auf den Teller dressiert
Wildkräutermesclun aus eigener Sammlung wird mit einem Dressing aus Sonnenblumenöl, Apfelessig /Zitrone, Salz und Pfeffer angerichtet, mit gebackenen Sprossen von Bärenklau und Knospen der wilden Möhre garniert. Frisch zubereitete Wildkräuterbutter auf Dinkelbrot

2. Gang
Fisch /Tofu im Kräuterkleid
mit Basmati Reis und Zitronencreme
eine cremige Panade aus Ei und Semmelbrösel wird mit einer Wildkräutermischung angereichert der Fisch damit eingehüllt und gebacken. Der Reis 1:1 bissfest gegart. Aus dem Bratfond wird mit Sahne eine Creme hergestellt die mit Zitronenabrieb und wenig Dill verfeinert wird

3. Gang
Wilder Schoko Dip
mit buntem Obstmix
aus Sahne – Wassergemisch, aromatisiert mit Gundelrebe wird eine Schokocreme hergestellt. Bitterschokolade verstärkt den Schokogenuss. Mit Mädesüßknospen aromatisierte Sahne wird zu fester Creme aufgeschlagen. Beide Cremes werden auf dem Teller mit buntem Früchtemix garniert.


Literaturhinweise

Botanik für artige Frauenzimmer, Jean-Jaques Rousseau, Peters-Verlag, Hanau, 1980
Kulturvergleichendes Lexikon, Von Abendland bis Zwei-Sonnensystem, Dr. Gisela Frankenberg, Verlag Gisela Meussling, Berlin, 1985
Capitulare de villis et Curtis Imperialibus, Verordnung über die Krongüter und Reichshöfe und die Geheimnisse des Kräutergartens Karls des Großen, Ernst W. Wies, Einhard Verlag, Aachen, 1992
Hortulus – liber de cultura hortorum, Wiedergabe des 1. Wiener Druckes, neu aufgelegt bei Th. Keller, Insel Reichenau, Bodensee, 1974
Küchengeheimnisse der Hildegard- Medizin, Dr. med. Gottfried Hertzka, Dr. Wighard Strehlow, Hermann Bauer-Verlag, Freiburg/Breisgau, 8. Auflage, 1995
Leib und Seele reinigen, nach Hildegard von Bingen, Lydia Reutter, Amarys-verlag, Tübingen, 2005
Essen und Trinken im Mittelalter und Neuzeit, Irmgard Bitsch, Trude Eherlt, Xenia von Ertzdorff, Thorbecke-Verlag 1987
Heilige oder Hexen?, Peter Dinzelbacher, Artemis-Verlag, Ch-Zürich, 1995
Zauberpflanzen – Hexenkräuter, Gertrud Scherf, blv-Verlag, München, 2002
Hexenmedizin, die Wiederentdeckung einer verbotenen Heilkunst, Claudia Müller-Ebeling, Christian Rätsch, Wolf-Dieter Storl, AT-Verlag, Ch-Aarau, 6. Auflage 2008
Pflanzengeheimnisse, Willy Schrödter, G.E. Schroeder-Verlag, Eschwege, 1968
Wesen und Signatur der Heilpflanzen, Roger Kalbermatten, AT -Verlag, Ch-Aarau, 2. Auflage 2002
Naturrituale, Wolf-Dieter Storl, AT -Verlag, Ch-Aarau 2004
Symbolik der Pflanzen, Marianne Beuchert, Insel - Verlag, Frankfurt, 1995