Die Festspielidee
in Worms
und die Nibelungen

(1889 bis 2002)

von Volker Gallé

...

Nibelungenfestspiele Worms 2002, Foto: R. Uhrig ..



Die Geschichte der bürgerlichen Festspielidee ist eine Erfolgsgeschichte gescheiterter Utopien. Damit bleibt in jedem Festspiel immer etwas uneingelöst, das die Mühlen der Geschichte weitertreibt, auch in Zukunft.

Die Gattungsbezeichnung „Festspiel“ taucht erstmals 1800 bei Goethe auf und stammt aus den Entwürfen bürgerlicher Gesellschaft in der Aufklärung und in der französischen Revolution. Vorläufer des Festspiels, wie wir es aus Richard Wagners Bayreuther Nibelungenmythos kennen, sind französische Revolutionsfeste - auch in Mainz 1789 -, nationalistische Gedenkfeiern wie das Wartburgfest von 1817 und republikanische Volkfeste wie in Hambach 1832. Politische Religion findet sich also überall. Daß sie in Deutschland so stark in die Kunst schießt, hängt mit dem politischen Scheitern zusammen, dem Scheitern sowohl der bürgerlichen Revolution 1848/49 als auch der feudalen Einheitsbestrebungen vor 1871. „Die überaus staunenswerte Kompensationsanstrengung der deutschen Intelligenz..., im geistigen Bereich zu ersetzen, was im politisch-historischen Felde verlorengegangen war..., hat nicht nur zur raschen Verbreitung der Volkslieder und -märchen...beigetragen, hat nicht nur ganz neue Wissenschaftszweige wie die Germanistik entstehen lassen, sie hat auch den Festen und Festspielen..eine neue Funktionsbestimmung zuteil werden lassen:...aus der Identifikation mit der Vergangenheit die Legitimation für die Zukunft zu gewinnen,“ schreibt Stefan Bodo Würffel in seinem Aufsatz „Festspiele und nationale Identität“.

Richard Wagner mischte diese Funktion in seiner 1849 erschienenen und gegen den „Warencharakter der zeitgenössischen Kunst“ gerichteten Schrift „Kunst und Revolution“ ästhetisch mit Elementen des antiken Theaters und der romantischen Idee vom Gesamtkunstwerk. Diese frühsozialistische Konzeption des Nibelungenmythos, zu der auch ein freier Eintritt und vorübergehend errichtete Spielstätten gehörten, scheiterte und veränderte sich 1876 in Bayreuth und unterstützt vom bayrischen König zu einer Legitimationsveranstaltung des deutschnationalen Bürgertums. Der rousseau’sche Siegfried des vormärzlichen Jugendkultes, der 1848 zum roten Siegfried eines Friedrich Engels geworden war, wurde jetzt zum Sedansjünger, zum jugendlichen Helden, der Frankreich im Krieg von 1870/71 besiegt hatte. Bereits in den 60er Jahren des 19. Jh. hatte sich diese Wende angedeutet.

Friedrich Schoens Volks-Theater und Festhaus 1883-1892

In Worms wird die Festspielidee Wagners in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts aufgegriffen. Friedrich Schoen (1849 - 1941/1909 geadelt), Teilhaber der Heyl A.G., lernte Wagners Werke vor 1865 in München kennen. Ab 1878 wird er im Vorstand der Vereinigten Casino- und Musikgesellschaft aktiv. Bereits 1870 kauft er einen der 1.000 Patronatsscheine, die für den Bayreuther Theaterneubau ausgegeben werden. 1876 erlebt er dort die ersten Festspiele. Ab 1882 leitet er die „Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung“. Später gehört er auch dem Verwaltungsrat an. Über Wagner und die Bayreuther Festspiele schreibt er: „Die Teilnahme für seine Bestrebungen beherrschte mich fortan mit unausweichlicher Gewalt und für mein ganzes Leben.“

1883 wird er eingeladen, das Wormser Komitee zu beraten, das die Festlichkeiten zu Luthers 400. Geburtstag vorbereiten soll. Er schlägt vor, das traditionelle Festprogramm mit Gottesdienst, Reden, Bankett und Fackelzug durch ein Lutherspiel zu ergänzen. Als Verfasser findet er den Berliner Dramatiker Hans Herrig, der ebenfalls aus dem Wagnerumfeld stammt. Das überwiegend mit Laien besetzte Projekt wird ein großer Erfolg. Aufgeführt wird es in der Dreifaltigkeitskirche. Die Hauptrolle spielt der junge Albert Bassermann (1867-1952). Der aus Mannheim stammende Schauspieler ging 1909 nach Berlin, um am Deutschen Theater unter Otto Brahm und Max Reinhardt Theatergeschichte und ab 1913 auch Filmgeschichte zu schreiben, an deren Ende 1944 sogar eine Oscar-Nominierung für den Emigranten stand.

Die positiven Erfahrungen mit dem Lutherspiel, aber auch die Probleme mit dem Spielort veranlassen Schoen 1887 zu der Schrift „Ein städtisches Volks-Theater und Festhaus“, die im Verlag des Wormser Buchhändlers Julius Stern erscheint. Als Motto stellt er seinem Text ein Zitat des Wagner nahestehenden politischen Publizisten Constantin Frantz aus den Bayreuther Blättern (1887/XII) voran: „Was schon in der Gegenwart sich als zukünftige Entwicklung ankündigt, darüber kann kein Zweifel sein, nämlich daß es mit einer Kultur, die nur ausgewählten Kreisen dienen will, unaufhaltsam zur Neige geht. Davon zeugt das bereits überall sich regende, sehr gerechte Verlangen der Massen, daß die Kultur auch ihnen zu gute komme. Droht aber damit zunächst ein wüster Massengeist hereinzubrechen, - davon hängt dann Alles ab, daß dieser bloße Massengeist sich zu einem Volksgeist läutere und umbilde. Dazu also beizutragen wäre darum auch die schöne Aufgabe der Kunst, wozu aber wieder eine Kunst gehörte, welche, anstatt von dem Boden des Volkslebens sich abzulösen, immer tiefer darin einzudringen strebte.“

Er kritisiert das aktuelle Theaterleben - auch in den Wormser Sälen -, das nur auf Gastspielen aufbaue, auf mittelmäßigen Stücken wie der Operette „Der Bettelstudent“ - zum Glück lasse das Interesse an Meyerbeer und Offenbach nach -, mehr auf die Ausstattung als auf Proben setze und das ganze Bühnengeschehen lediglich um „Berühmtheiten“ gruppiere. Von den Bestrebungen der Klassik (z.B. Goethe in Weimar, Schiller in Mannheim) sei nichts geblieben, ein „wirklich deutsches Theater“ gebe es derzeit nur in Bayreuth. Eine Oper scheide für Worms jedoch zuallererst wegen der durch die reiche Ausstattung entstehenden hohen Kosten aus. Bleibt das Schauspiel. Das aber müsse Qualität haben, um das Publikum zu erziehen und zu interessieren. Zu häufige Aufführungen und zu starke Orientierung an Kassenschlagern stumpfe das Publikum ab und entfremde es seiner selbst und vom Theater. So spiele man das Haus auf Dauer leer. Gegen „Possenreißerei“ und den Warencharakter der Kunst setzt er Wagners Konzept für ein Originaltheater, wie er es 1851 - allerdings erfolglos - für die Züricher Bühne entwickelte. Für die vorhandenen Verhältnisse müßten Originalstücke geschrieben werden. Es gehe dabei, fasst Schoen zusammen, um die gesellschaftliche Vermenschlichung der Kunst oder die künstlerische Ausbildung der Gesellschaft. Als Ansatzpunkt verweist Wagner auf die Neigung des öffentlichen Lebens zu Feiern, Festzügen und Darstellungen aus dem Volksleben oder aus der Geschichte. Da wären wir beim Festspiel. Schoen schwebt für Worms „das von den Bürgern selbst dargestellt Volksschauspiel“ vor und bemüht Schiller um den Einsatz von „Dilettanten“ zu legitimieren.

Weiter beschreibt er das Wormser Lutherfestspiel als beispielgebend für andere Projekte in Deutschland und der Schweiz. Die hier gewonnen Erfahrungen sollen weiterentwickelt werden: „Wäre es nicht herrlich, wie dort eine konfessionelle, so auch häufiger gemeinsam vaterländische und städtische Stoffe aus unserer großen Vergangenheit, uns zur Freude, der Kunst zum Frommen, unserer Vaterstadt zur Ehre uns vorzuführen? So könnte man beim Sedansfeste oder an sonstigen Erinnerungstagen historische Volksfestspiele aufführen, zu Weihnachten ein Weihnachtsspiel. Stoff liegt in überreicher Masse vor, und schon seit geraumer Zeit plane ich mit meinem Freunde Herrig ein Festspiel, das im Jahre 1889 hier aufgeführt werden sollte, in dem 200. Jahre nach der Zerstörung von Worms, dem 100. nach der französischen Revolution. Da könnten wir mit dem französischen Geiste deutsch reden auf unsere Art, da könnten Katholiken und Protestanten gleichermaßen patriotisch sich beteiligen.“ Das Wormser „Volks-Theater und Festhaus“ wäre somit vorerst einmal der Ort, an dem die Wormser Wiedergutmachung für die Zerstörung der Stadt durch die Truppen Ludwigs XIV. im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 gefeiert werden soll, das aber auf dem Hintergrund der Reichsgründung 1871.

Die Nibelungen, genauer gesagt das „Rheingold“, bringt schließlich Carl Muth in Spiel. Er dichtet mit Blick aufs die Festhauseröffnung:

„Schon viele, die sich mühten, das Rheingold zu erschau’n,

Sei’s, wenn die Sternlein wandern, sei’s, wenn die Wellen blau’n,

Sie haben nichts erfahren, kein Fischlein es verrieth,

Und so blieb es Geheimniß, seit jener Sänger schied.

Doch heut ist es gelöset, das Rätsel stumm und tief,

Vom Rheingold, das seit Jahren auf Rheinesgrunde schlief,

Es ragt an Rheines Ufer ein stolzer, kühner Bau,

Der trägt des Rätsels Lösung gar herrlich euch zur Schau.

Es ist der Bürger Treue, der Bürger Einigkeit,

Die gern zu einem Werke zu helfen All’ bereit;

Denn stehen wir zusammen auf ein gegeb’nes Wort,

So haben wir gefunden der Nibelungen Hort.“

Am 20. November 1889 wird das Wormser Festhaus mit Herrigs eigens für diesen Anlass geschriebenem Volksschauspiel „Drei Jahrhunderte am Rhein“ eingeweiht. Doch die hohen Erwartungen Schoens erfüllen sich nicht. „Der trockenen, langatmigen Darbietung von Bildern aus der Wormser Geschichte fehlte jegliche dramatische Spannung. Trotz einer nach der Premiere erfolgten Straffung von Handlung und Text gab die Wormser Bevölkerung dem Stück den bezeichnenden Titel „Drei Jahrhunderte Langeweile“! Das 1891 aufgeführte Volksschauspiel „Die Heilige Elisabeth“ von Wilhelm Henzen war besser gearbeitet und brachte einen beachtlichen Erfolg. Trotzdem hat Schoen selbst in späteren Jahren resigniert festgestellt: Es fehlten die Dichter.“ Es fehlte aber auch eine „Darstellergemeinschaft aus Berufsschauspielern und Laien“ wie in Oberammergau, Altdorf oder Oetigheim. Und der künstlerische Auftrag wurde durch den theoretischen Anspruch gehemmt. 1892 verläßt Schoen Worms, zieht nach München und widmet seine ganze Kraft Bayreuth.

Konrad Fischers Rosenfest und Hebbels Nibelungen 1904-1907

Das Rosenfest - viermal von 1904 bis 1907 gefeiert - soll nach den Vorstellungen seines „Vaters“, Konrad Fischer (1876-1945), ein Volksfest mit „künstlerischen Darbietungen

und festlicheren Darstellungen am Vorabende im städtischen Festspielhaus“ werden. Angeregt worden war er dazu durch das spätmittelalterliche Rosengartenlied aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Zusammen mit dem Journalisten und Heimat-schriftsteller Georg Richard Roeß und einem „Rosengartenausschuß“ werden die Rosenfeste geplant und durchgeführt. 1906 findet im Rahmen des Rosenfestes eine Aufführung von Hebbels Nibelungen im Festhaus statt. „Die Nibelungen - ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen“ war zwischen 1855 und 1860 entstanden und 1861 in Weimar uraufgeführt worden. Friedrich Hebbel (1813-1863) deutete den mittelalterlichen Stoff - auf dem Hintergrund der verlorenen bürgerlichen Revolution von 1848/49, einem Trauerspiel, das bereits Heinrich Heine in seinem Gedicht über die Niederschlagung des ungarischen Aufstands mit dem Untergang der Nibleungen verglichen hatte - mit psychologischer Tiefe. 1907, beim vierten und letzten Rosenfest, wird Schoens Gedanke des Volksschauspiels mit historischen Themen teilweise wieder aufgegriffen, indem man mit einer Dichterlesung im rosengeschmückten Festhausgarten der „Siebenjahrhundertfeier des Sängerkrieges auf der Wartburg im Zeichen der Minnesänger“ gedenkt.

In der Auseinandersetzung mit der modernen Massenkultur jedoch setzt sich in Worms das Volksfest eindeutig gegen das Festspiel durch. Das zeigt sich letztendlich auch daran, dass Konrad Fischer im Bewußtsein der Bürger nicht der Begründer der Rosenfeste, der erste Verkehrsdirektor, ein Nibelungen-Autor oder ein beliebter Karnevalist ist, sondern der Erfinder des volkstümlichen Backfischfestes. Zu tun hat das aber natürlich auch etwas mit der allgemeinen Entwicklung des bürgerlichen Theaters, das gegenüber Kino, Fernsehen und virtueller Welt im 20. Jahrhundert immer mehr in eine Nischenrolle gerät. In dieser Nische andererseits kann man sich als Stadt auch dauerhaft und komfortabel einrichten, wie die Festspiele in Bayreuth und Salzburg zeigen.

Festspielpläne vor und nach dem ersten Weltkrieg 1914 - 1922

Im Frühjahr 1914 kommt die Idee eines „ständigen Nibelungen-Festspiels in Form der Aufführung von Hebbels „Nibelungen“ auf.“ Die Anregung dazu stammt von Ober-bürgermeister Heinrich Köhler (1898-1924) und dem Lederindustriellen Cornelius Wilhelm von Heyl, der den Wormser Nibelungenstil um 1900 immer wieder als Mäzen gefördert hat. Auf seine Initiative war 1905 auch der Verkehrsverein gegründet worden, der sich die Förderung des Fremdenverkehrs zur Aufgabe machte. Die Hauptversammlung des Verkehrsverein im April 1914 plant, Hebbels „Nibelungen“ alle zwei Jahre in einer Inszenierung des Darmstädter Hoftheaters auf die Festhausbühne zu bringen „und nahm sich dabei vorbildliche Aufführungen unter Mitwirkung der bedeutendsten deutschen Schauspieler der Gegenwart vor.“ Es wird ein achtköpfiger Ausschuß gebildet, dem neben dem Oberbürgermeister ein Redakteur der Wormser Zeitung und weitere Honoratioren angehören, darunter auch Max Levy (1858-1936), Sohn des Bankiers Markus Levy, der sich selbst 1882 mit dem Lustspiel „Der Prinz“ als Bühnenautor versucht hatte. Finanziert werden soll das für den Juni 1915 ins Auge gefaßte Unternehmen durch einen Fonds, für den aus der Bürgerschaft heraus Anteile gezeichnet werden sollen. Der erste Weltkrieg verhindert die Durchführung.

In einer Sitzung des Verkehrsvereins von 1928 erinnert sich der Fotograf Christian Herbst: „1922 seien die Pläne erneut aufgegriffen worden. Mit einer Homburger Spielge-sellschaft, die auf der Saalburg Hebbels Nibelungen mit einfachen Mitteln, aber sehr großem Erfolg aufgeführt hätten, seien Verhandlungen gepflogen worden. Excellenz von Heyl habe sich bereit erklärt, die Garantiesumme von 300.000 Mark zu übernehmen, wenn erstklassige Künstler damit beauftragt werden würden. Die Festspiele sollten sich über drei Wochen ausdehnen. Geplant war die Aufführung von Hebbels Nibelungen in drei Teilen.“ Wahrscheinlich hat die Krisensituation 1922/23 mit der Inflation und dem Einmarsch französischer Truppen ins Ruhrgebiet das Vorhaben gestoppt. Auch in den 20er Jahren führt die Wormser Volksbühne allerdings Volksschauspiele von Georg Richard Roess auf, so im Jubiläumsjahr 1925 „Bischof Burchard“ und 1926 „Die Wormser“.

Die Befürworter der Wormser Nibelungenfestspiele, die sich im Verkehrsverein organisierten, kamen im Wesentlichen aus dem nationalliberalen Bürgertum (nach 1918 DVP) und hatten sich politisch bis 1930 mit der französischen Besatzung auseinanderzusetzen.

Der Wormser Verkehrsverein und die Nibelungenwoche 1928

Seit 1925/26 diskutiert man im Verkehrsverein die Wiederauflage der Rosenfeste und in diesem Zusammenhang auch die Veranstaltung von Nibelungenfestspielen Am 9.3.1928 tagt man schließlich zur Vorbereitung einer Nibelungenwoche. Museumsleiter Erich Grill will die Stadtgeschichte - er begründet das mit der Aussage, Worms sei „1500 Jahre älter als Rom“, eine spätmittelalterliche Legende aus der Zeit um 1500 - mit einem Festzug zum Kern des Geschehens machen. Illert schließlich greift die Festzugsidee auf, schlägt aber eine Art Sternmarsch in historischen Kostümen nach Worms vor, z.B. angeführt vom Alzeyer Burggrafen, dem Heidelberger Pfalzgrafen und dem Mainzer Kurfürsten. Auf der Festwiese in Worms soll dann in Zusammenarbeit mit den hessischen Reitervereinen ein Turnier nachgespielt werden, dazu die Regatta auf dem Rhein. Als Problem wird festgehalten, beim Karnevalszug seien die Wormser Lokale nicht gerichtet gewesen. „In späteren Jahren könne man noch Freilichtaufführungen hinzunehmen. Sie dürften aber auf keinen Fall Kopien anderer Freilichtaufführungen sein, etwa die Heidelberger Schlossfestspiele.“ Weil die Zeit zur Vorbereitung in diesem Jahr mit drei Monaten sehr kurz sei, wolle man die Nibelungen-woche etwas kleiner halten. Die gemischten Chorvereinigung beantragt, Wormser Künstler einzubinden. Trotz einer unsicheren Finanzlage, auf die der Vorsitzende Ludwig von Heyl hinweist, beschließt man die Durchführung der Nibelungenwoche und beauftrag Konsad Fischer, der gerade wieder nach Worms gekommen ist, mit der Organisation.

Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Wilhelm Rahn (DVP) findet die vom Verkehrsverein veranstaltete Nibelungenwoche dann vom 9. bis 17. Juni 1928 statt. Das Programmheft beginnt mit einer Hymne auf „Worms - die Nibelungenstadt“ aus der Feder von Roess: „Wie alte Glocken klingt es aus dem feierlichen Namen dieser ältesten Stadt Deutschlands, deren fünftausendjährige Geschichte voll Freud und Leid, voll Sonne und Dunkel, voll Blut und Tränen auch die des alten Reiches ist... Heute freilich ragen keine fünfzig Kirchen- und Kapellentürme mehr über den Zinnenkranz ihrer von zwölf wie Recken in den Himmel anstürmenden Stadttoren durchstoßenen und von sechzig kantigen Mauertürmen übertürmten Stadtmauern. Gewaltige Industrieschornsteine stoßen in den glashellen Morgen- oder grünseidenen Abendhimmel und die schwarzen Rauchfahnen keuchender Kohlendampfer wehen über dem grünen Strom anstatt der Drachenwimpel der Nibelungen... So schuf die alte Kraft sich eine neue Stadt in und neben ihrer alten. Auch sie wuchs aus Ruinen. Möge auch Deutschland ebenso erwachsen.“

„Die Nibelungenwoche wurde trotz aller Bestrebungen des Vereins ein glatter Reinfall: Das Wetter war schlecht, die Besucher blieben vor allem bei Oper und Film aus. stellt Gerold Bönnen fest (Symposuiusmband). Die Vorbereitungszeit war sehr kurz gewesen und man hatte wohl auch zu sehr auf die Vereine gesetzt, die lokales Publikum für lokale Akteure brachten, und auf die Wiederaufnahme der Rosenfest-Tradition aus der Vorkriegszeit. Der große Wurf für Publikum von Außerhalb war das Programm nicht. Auch der Lang-Film war immerhin bereits vier Jahre alt (1922-24 gedreht). Und die Wagneroper konnte schließlich auf allen Bühnen der Welt gespielt werden, die Nibelungenstadt hatte ihren Standortvorteil als authentische Spielstätte nicht genutzt. Hier vor allem setzt auch die Kritik der linksliberalen Wormser Volkszeitung (WVZ) an. Der Wormser Schriftsteller Peter Bender schreibt am 21.6.1928: Es „wird sich jedermann außerhalb von Worms fragen, warum er ausgerechnet nach dem heutigen Worms fahren soll, um sich derartige Aufführungen mit etwas Rosen drumherum anzusehen. Etwa deshalb, weil der Nibelungendichter den Hauptschauplatz seiner Dichtung in eine Stadt namens Worms verlegt hat?...Dann müßte man auch nach Sevilla fahren, um den „Barbier von Sevilla“ anzusehen oder nach Venedig zu den Aufführungen des „Kaufmann von Venedig“! Oder will jemand behaupten, daß Worms wegen des Cornelianum mit dem Siegfriedbrunnen, wegen des Hagenblechdenkmals im Wäldchen und einigen Reliefs im Bahnhof in Sachen Nibelungen etwas Besonderes zu bieten hat? Treffend an Benders Analyse und Planungen sind allerdings die Feststellung, Worms brauche eine unverwechselbare Inszenierung des Nibelungenstoffs, um Kulturtouristen von Außerhalb an den Rhein zu locken, und die Bemühung um auswärtige Kooperationspartner. Das desolate Selbstbewußtsein der Rheinregion als randständig und provinziell zu heilen, neue Identität zu schaffen, d.h. bildlich den verlorenen Schatz zu heben, das bleibt auch 2002 noch Zukunftsmusik.

Im Oktober 1928 bereitet man im Verkehrsverein die defizitäre „Nibelungenwoche“ nach. Als Gründe für die hohen Zuschüsse zu Oper und Film muss das Wetter herhalten - obwohl beide Veranstaltungnen ja im Festhaus stattfanden - und die Tatsache, dass der Film bereits bekannt und das Filmorchester schlecht gewesen sei. „Dass Thea von Harbou nicht kommen konnte, hat zu dem schwachen Besuch ebenfalls beigetragen.“ Mit dem Argument, man habe die Veranstaltung nicht für sich, sondern für die Stadt gemacht, verhandelt der Verkehrsverein mit Oberbürgermeister Rahn über einen Mietverzicht für das Festhaus. Das Defizit beträgt 9.538,11 Reichsmark und könnte durch städtischen Verzicht auf 4.200 Reichsmark schrumpfen. Während Rahn das Ansinnen des Verkehrsvereins - und damit des ihm politisch nahestehenden Vorstands - befürwortet und schließlich auch 10.000 RM aus „Reichsmitteln zum Nibelungenfond“ besorgt, lehnt der städtische Finanzausschuß eine Defizitübernahme ab. Vor allem Wunnibald Lutz von der SPD spricht sich dagegen aus. Er verweist darauf, dass andere Feste wie z.B. die Maifeiern auch ohne städtische Zuschüsse auskommen müssen. Die „Nibelungenwoche“ wird offenbar von Anfang an politisch eingeordnet, als Kind der DVP und nationalliberaler Kreise sowie der Geschäftswelt. Man versteht diese Debatte besser, wenn man weiss, dass parallel dazu in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert wird, ob die Fremdenverkehrsförderung weiterhin über den Verkehrsverein (DVP-Position) oder über ein städtisches Amt (SPD-Position) laufen solle. „Keine zweite Nibelungenwoche“ wird danach zur stehenden Redewendung von Oberbürgermeister Rahn bei allen zukünftigen Debatten um die Finanzierung des Fremdenverkehrs.

Friedrich Illert, Goebbels und die Nibelungenfestspiele 1937-39

Dr. Friedrich Maria Illert (1892-1966) war seit 1921 Leiter von Stadtbibliothek und Archiv in Worms, seit Anfang 1934 „Leiter der Kulturinstitute“. Er hat Worms zur „ältesten Stadt Deutschlands“ und zum „Kreuzpunkt der Weltstraßen“ gemacht. In einem Aufsatz von 1939 fasst er sein geopolitisches Bild von der „Reichsbedeutung der Stadt Worms“ zusammen. „Süddeutsch-katholisch“ nutzte Illert einen abendländisch-europäischen Reichsbegriff, der sowohl konkurrent als auch gleichzeitig verwandt mit der Großraumideologie der Nazis war.

Illert nutzt die mittelalterliche Stadtgeschichte von Worms in ihren vielfältigen Beziehungen zum „Reich“ vor, während und nach der NS-Diktatur als Marketingstrategie. Dabei stellt die sich seit dem 19. Jahrhundert immer mehr durchsetzende Definition des Nibelungenliedes als deutsches Nationalepos, die Illert seit Sommer 1933 mit der Anregung eines Nibelungenjahres 1936 auf Worms zuspitzt, zunehmend als Problem heraus. Während sich der Reichsgedanke politisch leicht für die NS-Politik instrumentalisieren läßt, finden sich im literarischen Stoff Widerhaken wie z.B. der Untergang der herrschenden Burgunder. Gleichzeitig wird deutlich, dass auch Stadtgeschichte und literarischer Stoff nicht 1:1 austauschbar sind.

Im Frühjahr 1937 greift das Berliner Propagandaministerium - wahrscheinlich auf Initiative des aus Worms stammenden Leiters der Reichskulturkammer, Hans Hinkel - die Idee in veränderter Form neu auf. Im Rahmen der vierten Reichs-Theaterwoche soll mit einer Aufführung von Hebbels Nibelungen in Worms eine Tradition begründet werden, die als „Gegenstück zu der Oper Richard Wagners in Bayreuth“ verstanden wird. Die Stadt wird nur noch in einer Statistenrolle in die „Nibelungenfestspiele“ eingebunden.

Die Inszenierung stammt vom Hessischen Landestheater in Darmstadt und ist gut besetzt mit bekannten Bühnen- und Filmschauspielern wie Carl Raddatz (Gunther), Maria Koppenhöfer (Brünhild) und Agnes Straub (Kriemhild). Raddatz stammt aus Mannheim und hatte seine Karriere am dortigen Nationaltheater begonnen. 1933 kam er über Aachen, Darmstadt, Worms und Bremen nach Berlin, wo er am Schiller- und am Schlossparktheater spielte und im Jahr der ersten Wormser Festspiele auch seine Filmkarriere startete. Agnes Straub gehörte gemeinsam mit Alexander Granach, Fritz Kortner und Walter Franck zur Jungen Bühne des Berliner Renaissancetheaters, wo man Autoren wie Jahnn, Bronnen und Brecht uraufführte. Deswegen gab es im Propagandaministerium auch politische Bedenken, sie die Kriemhild in Worms spielen zu lassen. Maria Koppenhöfer machte ebenfalls im Film der NS-Zeit Karriere, u.a. 1940 in dem Film „Das Herz der Königin“, wo sie neben Zarah Leander als Maria Stuart die englische Königin Elisabeth I. spielte. Sie war aber auch 1932 an Marie Luise Fleißners Premiere von „Fegefeuer in Ingolstadt“ beteiligt.

Goebbels notiert in sein Tagebuch: „Weichert hat gut inszeniert. Leider übertreibt Agnes Straub als Kriemhild wie immer etwas. Auch der Hagen ist zu forciert. Aber ganz wunderbar die Koppenhöfer als Brunhilde. Den weitaus besseren Besuch als das Hebbelstück im Festhaus hat allerdings die Rede von Goebbels im Schweißwerk. Dort geht er nur am Rande auf das Nibelungenbild ein. In seinem Tagebuch heisst es: „Triumphale Fahrt nach Worms. Ungezählte Menschenmassen. Ich rede zu 30.000 in bester Form. Stürme des Beifalls. Nachher sehr erschöpft. Werde sehr gefeiert... Unbeschreibliche Einfahrt in diese herrliche Stadt. Das Volk steht einfach Kopf. Zehntausende auf den Beinen. Tobende Begeisterung. Meine Rede hat eingeschlagen. Von 16-22h die ganzen Hebbelschen Nibelungen. Ein erschütterndes Erlebnis, das und alle auf das Tiefste aufwühlt. Hebbel ist einer von den ganz Großen gewesen.“

In der Festbeilage der beiden Wormser Zeitungen spricht Hans Hinkel in einem Artikel „Wer schreibt das Wormser Festspiel“ nochmals den Wunsch nach einem eigenständigen Festspiel für Worms aus. Aber daraus wird nichts. Auch Illerts Pläne, Worms zu einer Art politisch-religöser Weihestätte des deutschen Reiches zu machen, verwirklichen sich nicht. Mit finanzieller Hilfe aus Berlin werden auch 1938 und 1939 „Nibelungenfestspiele“ durchgeführt. 1938 plant man bei der Stadt nochmals für die Zukunft und fasst ein Preisausschreiben ins Auge, um neue Bühnenstücke von mit dem Nibelungenstoff verwandten Sagen zu gewinnen. 1939 denkt man über einen Bezug zur 250. Wiederkehr der Stadtzerstörung durch die Franzosen 1689 nach. Aber mit dem Kriegsbeginn endet die nationalsozialistische Festspielzeit in Worms. Sie hat außer Propaganda wenig Neues gebracht. Nach wie vor gibt es weder einen neuen Nibelungendichter noch ein erfolgreiches Volkschauspiel. Und die Brüche zwischen Stadgeschichte, Stadtmarketing, Kulturtourismus und Nibelungenstoff wurden nur übertüncht.

Karl Sibold und die Nibelungenfestspiele 1956

Vom 2. bis 5. August 1956 finden am Dom-Westchor Nibelungen-Festspiele mit vier Hebbelaufführungen durch die Loreleyfestspiele des früheren Wormser Intendanten Karl Sibold statt. Die Schauspieler kommen alle von deutschen Stadttheatern in der Provinz: Josef Vandegen als Siegfried, Elfriede Sautter als Kriemhild (Stadttheater Osnabrück), Adolf Gerstung als Hagen (Stadttheater Bonn und Aachen), Hilde Hellberg als Brünhild (Frau von Intendant Sibold) und Karl-Friedrich Feudell als Gunther (Stadttheater Altona).

Die Inszenierung scheint ein Erfolg gewesen zu sein. Rolf Bindseil schreibt unter dem Titel „Die Nibelungen - das Drama der Erdgebundenheit“ über die Premiere von „Dankbarkeit und begeisterter Anteilnahme“ beim Publikum. Der Hagen Adolf Gerstungs hat es ihm besonders angetan: „Ein Bösewicht ist Hagen nicht. Er handelt aus einem Treuegefühl heraus, das man schlechthin als national bezeichnen möchte ...Man ist geneigt, die Darstellung des Hagen als die vollendetste zu bezeichnen.“ Der Siegfried sei „hervorragend in der Sterbeszene“ gewesen, Kriemhild „blutvoll“, Brunhild mit einer „Klugheit dämonischen Ursprungs“ begabt. Auch aus den Nebenrollen hätten die Darsteller viel herausgeholt, vor allem Doris Harder als Brunhilds mephistophelische Amme Frigga.

Nach den Festspielen beginnt eine Debatte über die Finanzen und die Fortsetzung des Projekts. Im Theaterausschuß vom 8. 3.1957 beziffert Oberbürgermeister Völker den städtischen Zuschuß schließlich auf 4.783,28 DM und verweist für die Frage der Fortsetzung der Festspiele auf die „schwierige Finanzlage“ der Stadt. Aus der SPD gibt es Bedenken, ob eine Wiederholung von Hebbels Nibelungen zugkräftig genug sei und man schlägt eine Tell-Inszenierung der Loreleyfestspiele vor. Die CDU meint, die Anziehungskraft der Festspiele sei größer, wenn größere Zeitabstände dazwischen liegen würden. Kulturreferent Heyl berichtet, dass ein Gastspieltheater wegen einer Aufführung der Lortzingoper „Der Waffenschmied von Worms“ angefragt habe. Dafür aber sei der Platz am Dom ungeeignet, Orchester und Bühnenbild einer Oper verursachten zudem hohe Kosten. Mögliche Wormser Themen seien Lutherfestspiele, Rudi Stephans Oper „Die ersten Menschen“ oder Wendelin Weisheimers „Meister Martin und seine Gesellen“. Außerdem planten die Freilichtspiele in Heppenheim an der Bergstraße für 1957 eine Aufführung der Nibelungen von Max Mell. Der Ausschuß vertagt seine Entscheidung und forderte die Verwaltung auf, nochmals mit Karl Sibold zu verhandeln. 1957 finden jedoch keine Festspiele in Worms statt. 1958 gibt es Freilichtaufführungen im Festhausgarten mit dem Ensemble des Pfalztheaters Kaiserslautern. Oberbürgermeister Völker resümiert danach im Ausschuß, der Platz sei gut, der finanzielle Erfolg lasse zu wünschen übrig, man denke aber über die Anschaffung einer Tribüne nach. Heyl schlägt für 1959 mit Blick auf das Schillerjahr vor, Schillers Werke in den Mittelpunkt der kommenden Freilichtaufführungen zu stellen.

Auffallend an der Debatte der fünfziger Jahre ist - neben den ewigalten Fragen nach der Finanzierbarkeit und der Zuschußwürdigkeit von Kultur - der Wechsel vom Festspiel- zum Freilichtbegriff, die starke Konzentration auf das lokale Publikum, das Weggehen vom Nibelungenthema und die andauerenden Zweifel über den Turnus des sommerlichen Projekts.

Mario Adorf und Rinkes neues Festspielstück 2002

Am 1. Dezember 1996 stellen Bettina Musall und Mario Adorf beim Bürgerempfang der Wormser SPD in der FH-Aula die neuerliche Idee von Nibelungenfestspielen in Worms der Öffentlichkeit vor. Der Vorschlag stößt auf breite Zustimmung, einmal weil er die alte Idee belebt, den Nibelungenstoff auf einer Wormser Bühne für ein überregionales Publikum zu inszenieren, zum anderen, weil die Beteiligung von Mario Adorf überregionale Kontakte und Publicity verspricht. Die übrige Geschichte haben Sie ja live miterlebt. Gefragt wird jetzt: Wie geht es weiter? Ich frage dazu: Was hat Worms eigentlich gesucht?

Seit Friedrich von Schoens Festspielkonzept von 1887 sucht man in Worms nach einer festen Form für Festspiele, seit den Rosenfesten 1906 geht es dabei immer wieder um den Nibelungenstoff. Unklar bleibt lange der dabei verwendete Volksbegriff. Der Grund: Das Wormser Volk tummelt sich mehrheitlich lieber auf den Volksfesten als in den bildungsbürgerlich-volkspädagogischen Festspielen.

Letztlich lag dies vielleicht daran, dass man Unterhaltung, Politik und Stadtmarekting, bzw. Identitätsssuche zu einem Gesamtkunstwerk mischte, das an den unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Zielgruppen zerbrechen musste. Die politische Ideologie ist heute weitgehend draußen aus den Festspielen, der Weg zum Kulturtourismus und damit die Hinwendung an ein Publikum irgendwo dort draußen wird konsequenter als früher beschritten und das Element der Unterhaltung hat über den Autor einen zeitgemäßen Niederschlag im aktuellen Festspielstück gefunden. Ironie, Komik, Spiel waren auch im Mittelalter schon Stilmittel des Heldenepos, nur lachen wir heute nicht immer an den gleichen Stellen. Trotzdem ist der Respekt vor den elementaren Figurenkonstellationen der mittelalterlichen Überlieferung geblieben. Ob die neue Leichtigkeit erträglich ist, wird die Inszenierung zeigen. Und auch, ob Zeitgeist-perspektiven wie die Betonung weiblicher Macht und die ins Leere laufende Jugendrevolte von Kriemhild als Spiegelbild der desillusionierten Nach-68er-Generation ihre Zeit überdauern werden.

Jedenfalls wurden einige der Dauerfragen zum Spielort Worms beantwortet, andere sind noch offen.

1. Man hat sich auf den Nibelungenstoff festgelegt.
2. Um nach Worms zu Festspielen zu fahren, braucht es ein Stück, das nur in Worms zu sehen
ist, und nicht wie Hebbel überall.
3. Man braucht einen überzeugenden Autor, der den Zeitgeist trifft und auch überregional
verständlich ist. Als Stoff eignet sich dafür das Epos, nicht aber die Wormser
Stadtgeschichte in Bildern.
4. Man muss sich den überregionalen Strukturen öffnen und mit ihnen kooperieren.
Das gilt für die Produktion wie für das Publikum.
5. Wenn man sich an Salzburg und Bayreuth orientieren will, muss man die
Nibelungenfestspiele zu einer jährlich sich wiederholenden Einrichtung machen.
Das heisst aber nicht, dass man sich mit diesen etablierten Festivals inhaltlich
vergleichen soll. Das wird die Theatergeschichte schon selbst tun. Noch ist nicht
heraus, ob Rinkes Stück oder gar Wedels Inszenierung Geschichte über den Tag oder
sagen wir das Jahr hinaus schreiben werden. Das Nachdenken, das jetzt beginnt, ist es
jedoch dem Erfolg der Nibelungen-Festspiele schuldig, darüber zu räsonnieren, wie
man mit diesem Thema an diesem Ort dauerhaft werden und nachhaltige Wirkungen
erzielen kann.