Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes in

Werner Jansens Nibelungenroman
von 1916

von Hans Müller

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Postkarte, Krieganleihe, 1917 ..



Gliederung

1. .. Einleitung
1.1.  einführende Charakteristik der Autorintention
1.2. kurze Inhaltsangabe des Romans
2. Hauptteil

Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes in Jansens Nibelungenroman

2.1 Arteigene Religion
2.2 Vererbung und Rasse
2.3 Blut und Boden
2.4

bedingungslose Treue bis zur Bereitschaft zu heroischem Sterben
3. Schluss
3.1.

Jansens Roman und das Nibelungenlied in der NS-Zeit
2 Stimmen
3.2.  Jansens Leben und weitere literarische Tätigkeit


1. Einleitung



1.1. Einführende Charakteristik der Autorintention

Im Herbst 1916 – also im 3. Jahr des 1. Weltkrieges, dem Jahr der Materialschlachten im Westen (Stichwort: Verdun) mit geschätzten 735.000 Opfern allein auf deutscher Seite – erschien als Erstlingswerk des damals noch unbekannten 26-jährigen Werner Jansen der Roman „Das Buch Treue – Nibelungenroman“. Er nahm als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil. (1)
Sein kurzes Vorwort zeigt deutlich, um was es ihm geht.

  „Das Werk steht auf den Schultern des Nibelungenliedes und will [x] von
   der alten Schönheit künden. Es will den fernen Spiegel des edelsten
   Deutschlands [x] unserem Volk wieder nahe rücken, dass es mit Scham und
   Stolz seines unerschöpflichen Reichtums gewahr werde.“ (S. 7)

Jansen sieht die deutschen Opfer der Materialschlachten in der Nachfolge der Nibelungenhelden. So schreibt er am Ende seines Vorwortes:

  „Ich lege diese Blätter als einen bescheidenen Dank den jüngsten
   deutschen Toten auf das Grab – denn es ist (!) ihr Heldentum, ihre
   Treue, die aus dem Nibelungenlied auferstehend emporflammten.“ (S. 7)

Dieser Roman wurde sehr populär. Bereits 1923 erreichte er eine Auflagenhöhe von 1000.000 Exemplaren. 1932 hatte er eine Auflagenhöhe von 130.000 und bis 1945 eine von 195.000 Exemplaren erreicht. (2) Aus der Tatsache, dass dieser Roman trotz Papierrationierung und scharfer Zensur bis zum Ende des 2. Weltkrieges in großer Auflage erschien, kann man folgern, dass er genug Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes enthielt, um insbesondere im „Endkampf“ die ideologische Mobilisierung durch das NS-Regime zu unterstützen.
In meinem Vortrag möchte ich diese Elemente veranschaulichen.


Meiner Darstellung einzelner Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes in Jansens Nibelungenroman schicke ich einige allgemeine Hinweise zur Intention des Verfassers voraus.
Natürlich ist Jansen 1916, dem Erscheinungsjahr des Romans, kein Nationalsozialist. Sein Welt- und Menschenbild, seine Werteordnung kommen aus der deutsch-völkischen Bewegung. Aber er setzt nicht nur deren Gedankengut im Denken, Fühlen und Tun der Sympathieträger in seinem Roman um, sondern radikalisiert es in einigen Punkten. Dadurch könnte beim kritischen, informierten Leser nach 1945 der Eindruck entstehen, es würde sich um einen Propagandaroman aus der Endphase der Nazi-Herrschaft handeln.
Es fällt nicht schwer, Jansens Autorintention zu erkennen. Statt den Leser auf kritischer Distanz zu halten, z.B. durch Multiperspektivität, Ironisierung, Verfremdungseffekte, zieht er ihn förmlich in die spannend und sehr anschaulich erzählte Handlung hinein. Seine Erzählerkommentare und die Dialoge der handelnden Personen verraten deren tiefste Beweggründe. Der Autor zwingt den Lesern seine Meinung regelrecht auf durch seine aggressive Unterscheidung zwischen Sympathieträgern und Personen, die verächtlich gemacht, wenn nicht zu Untermenschen herabgewürdigt werden.
Durch den Verzicht auf mythische Elemente des Stoffes und die häufige Erwähnung von historischen Persönlichkeiten, insbesondere von Chlodowech, dem späteren Merowingerkönig Chlodwig, und dem Gotenkönig Theoderich neben Etzel gewinnt der Leser leicht den Eindruck, es handele sich um einen auf Tatsachen beruhenden historischen Roman. Aber Jansen lässt keine Gelegenheit aus, auf Biegen und Brechen Analogien zur deutschen Geschichte seit 1870, insbesondere zum Kriegsgeschehen von 1916 herzustellen. Der Leser in der Endphase des 2. Weltkrieges konnte darin seine Situation vorweggenommen sehen. Dass Jansen dabei einen Anachronismus nach dem anderen in Kauf nimmt, versteht sich von selbst. Siegfried wird der Niederländer genannt, die Burgunder, aber auch andere germanische Stämme bezeichnet Jansen wiederholt als Deutsche.  Hagens Titel lautet Kanzler, dreimal wird er sogar der eiserne Kanzler genannt. (S. 42, 102, 147) Burgund ist auf allen Seiten von Feinden umgeben: von Chlodowech im Norden, Theoderich im Westen, dem Kaiser Ermanrich in Rom (S. 38) und den Hunnen im Osten. Gunthers Vasall Ortwin von Metz muss immer wieder gegen Theoderich im Metzer Raum kämpfen (S. 9, 25, 55, 107/08, 176), ein deutlicher Hinweis auf die Situation an der Westfront 1916. Selbstverständlich drängt sich ein Bezug des Endkampfes der Burgunder gegen die Hunnen zum Endkampf der Deutschen am Ende des 1. und 2. Weltkrieges auf.
Durch die penetrante Aktualisierung – verstärkt durch das ungewöhnliche Präsens als Erzähltempus - soll der Leser angespornt werden zu tatkräftigem Nacheifern der als vorbildhaft herausgehobenen Tugenden der Sympathieträger des Romans.

1.2. Kurze Inhaltsangabe des Romans
Das Geschehen des Nibelungenliedes wurde bei Jansen in groben Zügen beibehalten. Allerdings gibt es tiefgreifende Änderungen in Einzelheiten vor allem im 1. Teil.
Zum besseren Verständnis meiner Ausführungen zum Roman möchte ich eine kurze Inhaltsangabe vorausschicken.
Aus der Vorgeschichte muss man wissen, dass im Gegensatz zum Nibelungenlied der Burgunderkönig Gunther mit Hagen, dem Bruder seiner Mutter, wie im Waltharius aus Goldgier Walther von Spanien angegriffen hat, wobei Hagen das rechte Auge verloren und eine große Narbe auf der rechten Wange davongetragen hat. – Siegfried ist kein Königssohn, seine Herkunft bleibt im Unklaren. Jedenfalls hat er das Schwert Balmung und den unermesslichen Nibelungenschatz erworben, aber keinen Tarnmantel, und er ist auch nicht durch eine Hornhaut geschützt. Auf Island ist er Brunhild begegnet, aber er wollte Liebe nicht durch Besiegung Brunhilds erzwingen. (S. 57) So hat er sie wieder verlassen. Für den König Sigmumd in Xanten hat er die Sachsen besiegt und ist nach dessen Tod zum König der Niederlande gekrönt worden. Hagen hat unerkannt der Krönung beigewohnt. Er urteilt über ihn:„Siegfried überstrahlt ihn (= Dietrich von Bern). Freude, Anmut Kraft, Frühling, das ist Siegfried.“ (S. 14) - Nun erscheint dieser Siegfried als Gast bei den Burgundern. Er macht sich dort schnell viele Freunde. Chriemhild, die Schwester Gunthers, und Siegfried verlieben sich. Nur aus Liebe zu ihr lässt er sich verleiten, wie im Nibelungenlied durch Betrug Brunhild für Gunther zu gewinnen. Bei der Ankunft auf Isenstein gibt sich Siegfried als Gunthers Vasall aus. Er ist an Gestalt Gunther sehr ähnlich und kann unbemerkt an seiner Statt Brunhild bezwingen, da er das Visier heruntergelassen hat. Wie im Nibelungenlied ist Brunhild schockiert, dass Siegfried nach ihrer Meinung als Vasall Chriemhild heiraten darf, in Wirklichkeit ist Brunhild eifersüchtig auf Chriemhild. In der Hochzeitsnacht schützt die Dunkelheit Siegfried davor, bei der erneuten Bezwingung Brunhilds erkannt zu werden. Er leidet unter großen Gewissensqualen und beichtet sofort Chriemhild alles. Die beiden ziehen nach Xanten, wo Chriemhild einem Sohn das Leben schenkt. Nach einiger Zeit kommen sie zu Besuch nach Worms. Brunhild reizt Chriemhild, indem sie sie als Vasallenfrau beschimpft, daraufhin verhöhnt diese Brunhild als „verschmähte Kebse meines Gatten.“ (S. 133) Die schwangere Brunhild reitet in wilder Raserei durch Wald und Feld, bis sie ihre Leibesfrucht verliert. Siegfried wird ähnlich wie im Nibelungenlied von Hagen auf der Jagd ermordet. – Nach seiner Ermordung, zu der sich Hagen bekennt, wird Siegfried auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Brunhild stürzt sich mit Siegfrieds Pferd in die Flammen.
Hagen zwingt Chriemhild, als Geisel in Worms zu bleiben, da er die Rache der Nibelungen fürchtet. Er erreicht, dass ihr der Nibelungenhort überbracht wird. Da sie sich mit dem Schatz Helfer für ihre Rache erkaufen kann, versenkt ihn Hagen in einer dramatischen Szene im Rhein gegen den erklärten Willen des Königs Gunther, der sich in psychopathischer Goldgier nicht von ihm trennen will.
Der weitere Verlauf schließt sich enger an das Nibelungenlied an, so dass ich mich kurz fassen kann: Rüdeger von Bechelaren wirbt für den Hunnenkönig Etzel um Chriemhild, die ihm folgt, nachdem er ihr Treue geschworen hat. 14 Jahre nach Siegfrieds Tod, 7 Jahre nach der Heirat mit Etzel – sie hat ihm einen Sohn geboren – lädt sie „die Könige und alle, die ihr freund sind“  (S. 273) an Etzels Hof ein. Trotz Hagens Warnung beschließt Gunther, dorthin zu ziehen. Hagen führt den Zug an. Nach ihrer Ankunft fordert Chriemhild Hagens Kopf. Die Situation eskaliert. Chriemhild lässt die Knechte der Burgunder ermorden, daraufhin tötet Hagen Etzels und Chriemhilds Sohn und verletzt dabei Etzel schwer. Chriemhild lässt die Halle, in der die Burgunder eingeschlossen sind, anzünden. Nach verlustreichen Kämpfen bleiben nur noch Gunther und Hagen auf der einen, Dietrich von Bern mit seinem Waffenmeister und Chriemhild auf der anderen Seite übrig. Etzel ist immer noch bewusstlos. Chriemhild lässt den von Dietrich gefangenen Gunther töten, ermordet selbst Hagen und wird von Dietrichs Waffenmeister umgebracht.


Hauptteil



Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes in Jansens Nibelungenroman

2.1. Arteigene Religion
Das Nibelungenlied erwähnt an keiner Stelle germanische Götter. Alle Germanen sind Christen, nehmen an christlichen Gottesdiensten teil wie z.B. an den christlichen Trauerfeiern nach Siegfrieds Tod. Aber die meisten haben das Christentum nur äußerlich angenommen, ihr Handeln wird vom germanischen Kriegerethos bestimmt. Ausnahmen sind das ritterlich-christliche Ethos von Dietrich von Bern und die christliche Gesinnung von Rüdeger von Bechelaren, der unmissverständlich als Christ um einen Ausweg aus seinem Treuekonflikt ringt.
Bei Jansen sind die Burgunder zwar auch getauft, aber offensichtlich auf Geheiß des Königs, nur weil er „sogar die alten, wackeren Götter seines Volkes hat verkaufen müssen um eine Hand voll schwindenden Glanzes“ (S. 19), also ein Übertritt zum Christentum aus rein materiellen Gründen. – Der Bischof von Worms steht nur bei Frauen in Ansehen (S. 38), predigt „vor schweigenden Wänden und alten Weibern“ (S. 137), während die Männer zechen oder zur Jagd gehen.
Die Burgunder und die anderen Germanen des Romans sind nach wie vor mehr oder weniger stark im Glauben an die germanischen Götter verwurzelt. Der Leser gewinnt den Eindruck, als glaube der Autor selbst an diese Götter, denn sie sind auch in seinen Kommentaren zum Geschehen gegenwärtig.
Brunhilds Insel Thule ist „Odins Trost und Zuflucht“ (S. 76). Als „glaubenslose Heidin“ lässt sie die Glaubensunterweisung des Bischofs über sich ergehen und sich taufen, nachdem ihr Gunther versichert hat, es sei eine bloße Formel. (S. 98/99) Später sagt sie von ihrem Kind im Mutterleib, das sie für einen Jungen hält:„Der Wille der Götter gebiert ihn.“ (S. 128) Ganz unchristlich stürzt sie sich mit Siegfrieds Pferd in den Scheiterhaufen, auf dem – auf Hagens Rat, gegen den Willen des Bischofs – Siegfrieds Leiche verbrannt wird. (S. 170 – 172)
Siegfried steht zu den alten Göttern (S. 15), lässt sich aber vor der Heirat mit Chriemhild taufen. (S. 107) Dem strahlenden jungen Helden „jauchzt das Volk zu, als sei er Baldur.“ (S. 69) Noch unmittelbar vor seiner Ermordung lesen wir über ihn:„Der sonnige Liebling der Götter leuchtet wie Baldur selber über die Flur, Kraft und Anmut haben sich gepaart.“ (S. 158)
Wie sehr ein Christ ganz in der Vorstellungswelt der germanischen Mythen verhaftet ist, wird während der blutigen Kämpfe am Schluss des Romans deutlich. Dort heißt es:

„Da erschaut er [= der Küchenmeister Rumold] Hagen; todesfahl leuchtet sein
 Antlitz aus Helmgatter und Blut. Selbst das kindliche Herz des
 Küchenmeisters überläuft ein ahnungsvoller Schauer, so nahe scheint Hagen
 bei den Göttern zu stehen. Rumold hat den guten Heiland lieb, aber dies
 Auge [= Hagens Auge] hinter dem klaffenden Helm gehört Odin, diese
 schlaf- und todüberwindende Gewalt kommt von Asgard her, und aus dem armen
 Hirn Rumolds ringt sich aus Entsetzen und Wollust ein Glanz: Götter
 kämpfen mit uns.“ (S. 334)

Der Bischof von Worms ist ein Grieche. Der Autor wird nicht müde, seine Charakterlosigkeit durch die Schilderung von Details seiner „feisten Hässlichkeit“ (S. 258) zu unterstreichen. Er ist der verlängerte Arm der Papstkirche in Rom, für die er Tribut fordert. (S. 38) Nach dem Streit der Königinnen will er Hagen zum Giftmord an Siegfried bewegen, um durch die Taufe der Niederländer ein größeres Rom zu schaffen. (S. 141) Chriemhild soll die Hunnen taufen lassen, den getauften Etzel dazu bringen, in Rom einen neuen Papst einzusetzen, der dann sicher dem Bischof von Worms eine Vorrangstellung einräumt. (S. 258 ff.) Hagen wie Chriemhild lehnen sein Ansinnen ab. Der Bischof wird von Hagen gezwungen, mit den Burgundern an Etzels Hof zu ziehen, damit er nicht in deren Abwesenheit mit Chlodewech paktiert. (S. 291) Der Königinmutter hat geträumt, alle Vögel Burgunds fielen vom Himmel mit Ausnahme des Dompfaffs, eine Vorahnung vom Untergang der Burgunder. Um diese Vorahnung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wirft Hagen den Bischof in die Donau. Die Luft unter seiner Kutte hält ihn über Wasser und die Strömumg trägt ihn an das verlassene Ufer. – Da ahnt Hagen, dass alle dem Untergang geweiht sind.
Als Gegenbild zum griechischen Bischof hat Jansen einen alemannischen Kaplan hinzugefügt. Er geht mit den Burgundern zur Jagd. (S. 137) Während der griechische Bischof Brunhild tauft, tauft er Siegfried. Chriemhilds Kommentar:„Der fremde Grieche für die fremde Frau, Landesblut für Siegfried.“ (S. 107) – Der Kaplan begleitet die Burgunder auf ihrem Zug in Etels Land. Unter seiner Kutte trägt er Rüstung und Schwert.

„«Kanzler», gibt er voll heiteren Muts zurück und legt ein breites Schwert
 über den Rosseshals, «ich diene meinem Herrn – starb dieser nicht den Tod
 um Treue? Ich vermeine nun: wer Gott dienen will, muss beim Vaterlande
 anfangen!»
 «Deutsches Blut!» schreit Hagen mit lachendem Angesicht, «Kaplan, ich
 mache dich zum Bischof, du predigst nach meinem Herzen.»“ (S. 301)

Diese aufschlussreiche Passage bedarf keines Kommentars.


Während Jansen im Bischof Aversionen gegen den römischen Katholizismus im Kulturkampf wieder aufleben lässt, erinnert die Verwurzelung der Germanen im alten Götterglauben an die Wiederbelebung der germanischen Mythenwelt im Nationalsozialismus. Ich erinnere nur an die Bestrebungen, das Weihnachtsfest durch das Fest der Wintersonnenwende, das Julfest, zu ersetzen, in dem u.a. der Lichtgottt Baldur eine wichtige Rolle spielt. – Eine enge, gottgewollte Beziehung der Christen zu ihrem Volk, die Unterstützung des Führers in seiner Sendung, wie sie im Kaplan deutlich hervortritt, ist ein Leitgedanke der vom Nationalsozialismus stark geförderten Glaubensbewegung Deutscher Christen, die das Judentum und das von ihm beeinflusste Christentum als artfremd abwerten. Man könnte das durch den Kaplan verkörperte Christentum und den Glauben an die germanischen Götter aus nationalsozialistischer Sicht als arteigene Religion bezeichnen.


2.2. Vererbung und Rasse

Dass die Vererbung eine wichtige Rolle spielt, wird bei der Königsfamilie und Hagen deutlich. Die Königinmutter Ute und ihr Bruder Hagen kommen aus dem Geschlecht der Aldriane, die nach Meinung des Volkes von Elben abstammen. (S. 234/35) Von Hagen wird berichtet:
„Aldrian hieß sein Vater, ein unbändiger Mann, und hinter ihm Könige,
 Fürsten, Sänger, Helden – ein unendlicher Zug gewaltiger Schatten; ein
 Heer, darinnen wie in einem klaren See sich das tiefste Herz des Volkes,
 dem sie angehörten, in Treue und Leidenschaft spiegelt.“ (S. 40)
Der verstorbene König Dancrat gehört einem Königsgeschlecht an.
Chriemhilds Empörung, als sie in der 2. Nacht nach der Hochzeit ihren Mann mit Brunhilds Gürtel überrascht, erklärt der Erzähler mit dem „rasenden Blut Dancrats und Utes“. (S. 116) Ihr Entschluss, den Streit mit Brunhild eskalieren zu lassen, beschreibt Jansen so:„Die Schlange der Aldriane hebt den Kopf in ihrer Seele.“ (S. 132) Und ihren Versuch, durch ihre Freigebigkeit Rächer zu finden, kommentiert der Autor wie folgt:„Die Verschlagenheit der Aldriane paart sich in ihr mit Dancrats leichter Anmut.“ (S. 198)
Markgraf Eckewart beschimpft Hagen, der Chriemhilds Nibelungenschatz versenkt hat, als einen „unholden Elbensohn.“ (S. 222)
An vielen Stellen wird dargestellt, wie Gunthers königlicher Adel durchscheint durch seine Verworfenheit (S. 19), seine Hoffart (S. 26), seine Gier nach Brunhild, die er nicht überwältigen kann, (S. 113) und durch seine sich ins Pathologische steigernde Goldgier. (S. 214 ff.) Aber von Gunther auf der Fahrt zum Isenstein heißt es:„Seine Gebärden sind die der stolzen, königlichen Toten, die seine Ahnen waren.“ (S. 74) Noch deutlicher wird die Wirkkraft seiner Erbanlagen bei der Schilderung Gunthers auf der Jagd vor Siegfieds Ermordung.

„Daneben (= neben Siegfried) das fahle, verworfene Haupt seines (= Hagens)
 Königs, von frühen Erfahrungen übel gezeichnet, von Sättigung erschlafft,
 und dennoch, trotz aller frechen Lüsternheit, immer noch belebt von jenem
 kühnen, unleugbaren Adel seiner Vorfahren, der allen Frevel verachtet.“
 (S. 160)

Im Kampf in Etzels Burg treten dann allerdings alle ererbten positiven Anlagen deutlich zutage.

Im Streit der Königinnen geht es nicht nur um Ehre und Macht, sondern vor allem auch um den stärksten Erben der beiden Mütter. Versöhnlich wendet sich Chriemhild an Brunhild, der sie ihren nach Worms mitgebrachten Jungen stolz zeigt:„So soll dein Sohn werden, Schwester, solch ein frischmutig Kerlchen x“ „Nein!“ unterbricht Brunhild, „[x] ein Held soll er werden, der Wille der Götter gebiert ihn.“ Und verächtlich denkt sie von Chriemhilds Kind:„Ihre eigenen Züge hat sie gewagt, s e i n e m (= Siegfrieds)Sohn aufzuprägen, ihre schlaffe Seele wird der Erbe von Niederland haben.“ (S. 128) Als sie dann erfährt, wie schwächlich König Gunther, der Vater ihres künftigen Kindes, ist, beschließt sie, es durch einen Gewaltritt abzutreiben. Die erlebte Rede lässt keinen Zweifel am Motiv ihrer Tat. Es heißt im Roman:„Dies Kind, diesen Bankert eines elenden Gauchs muss sie tragen, dies erbärmliche Wesen dem Licht erzeigen, damit es ihren Heldentraum mit seiner einfältigen Larve in Stücke schlage!“ (S. 134)
Im Nibelungenlied wird an keiner Stelle Augen- oder Haarfarbe einer Person erwähnt. Nur einaml ist die Rede von Hagens fürchterlichem Blick. (Nibelungenlied, B-Fassung Str. 1734) Jansen folgt in seiner Beschreibung der Personen einer schon im 19. Jahrhunderet vorherrschenden Bildtradition:
Der jugendlich-strahlende Held Siegfried hat Goldhaar (S. 32 + 35 + 102) und blaue Augen (S. 162), Chriemhilds goldenes Haar wird wenigstens viermal erwähnt (S. 106 + 117 + 131 + 323), folgerichtig sind auch ihre Augenbrauen blond (S. 257), ihre Augen sind natürlich blau (S. 131 + 233). Vor ihrer Fahrt mit Siegfried zur verhängnisvollen Reise nach Worms denkt die stolze Mutter Chriemhild verächtlich von Brunhild:„Dunkellockige Frau, schaffst du solch blauäugige, goldhaarige Pracht?“ (S. 126) Und vor dem Streit erinnert der Autor an die „blauen Siegfriedsaugen“ (S. 131) ihres Jungen. Auch bei Giselher, der nur an wenigen Stellen im Roman vorkommt, werden seine blonden Haare wenigstens fünfmal (2x S. 35, 2x S. 207, S. 209) und seine blauen Augen zweimal (S. 26, S. 249) genannt. Auch Hagens Goldbart (S. 147), Dietrichs „blauer Augenstern“ (S. 264) und der „Blondkopf“ des alemannischen Kaplans (S. 137) werden erwähnt. – Brunhild hat zwar graue Augen – dreimal erwähnt (S.77, S. 131, 134) – und dunkelbraunes Haar (S. 77), aber es besteht kein Zweifel, dass sie genauso schön ist wie Chriemhild. (S. 131)
Die penetrante Beschreibung solcher klischeehafter germanischer Rassemerkmale mag belustigen: Man mag es noch hinnehmen, dass Hagen dem Kaplan, der sich fürs Vaterland zu opfern bereit ist, pathetisch „deutsches Blut“ (S. 301) zuspricht und Jansen betont, dass es sich bei dem Blut, das bei dem erbitterten Kampf durch den Saal fließt, um deutsches Blut handelt. (S. 339) Nachdenklich wird der heutige Leser aber bei der so negativen Beschreibung des griechischen Bischofs. Spätestens ein Blick auf die Darstellung der Nichtgermanen, speziell der Hunnen macht Jansens Rassismus deutlich.
Etzel als Anführer der Hunnen ist wie im Nibelungenlied tolerant und bemüht - wenn auch vergeblich - den Frieden bei der Eskalastion der Auseinandersetzung zu wahren. Hagen wertet dieses Bemühen ab, wenn er Volker erklärt:„Wie treulos er auch sei, das Gastrecht zu verletzen wagt er nicht, des Treusinns seiner Deutschen wegen, die hier viel gelten, zumal der Berner.“ (S. 314) Erschreckend ist die Beschreibung von Etzels Aussehen durch Jansen.

„Der König gibt sich keine Mühe, seine Hässlichkeit zu verhehlen. Seine
 überkurzen, stark gebogenen Beine stecken in abgetragenen Lederhosen und
 krümmen sich leise federnd um den nackten Pferdeleib, sein plumper
 untersetzter Körper verschmäht Schmuck und Panzer, statt des Kronhelms
 deckt eine Lederkappe seinen Kopf, der kurzhalsig aus breiten Schultern
 herauswächst.“ (S. 265)

Nach Helches Tod – so berichtet der Autor – habe sich „die Gewalt des einsamen Löwen der Steppe“ „in unerhörten Grausamkeiten“ geäußert. (S. 236)
Jansen nennt Etzel zweimal den „Würger“ (S. 268 + S. 318), für Hagen ist er gar der „blutsfremde Würger.“ (S. 247)
Bereits bei der ersten Begegnung Chriemhilds mit den hunnischen Frauen werden diese entwürdigend abgewertet. Es heißt im Roman:„Hunnische Weiber, wie der Erde enttaucht, drängen sich zwischen die Pferde, gaffen auf die fremde Königin [x], und für eines Augenblicks Länge gerät der stolze Mut der Burgunderin ins Wanken, als sie die wespengleich geschnürten, aufreizenden oder breite Schwangerschft schamlos zur Schau tragenden Dirnengestalten erschaut.“ (S. 264) Chriemhilds und wohl auch Jansens Verachtung wird an der folgenden Stelle noch deutlicher: Nachdem sich ein kampferprobter Sachse geweigert hat, Hagen für Chriemhild zu töten, tritt der Herzog von Walachenland, also ein Nichtgermane, mit 60 Gewaffneten vor Chriemhild hin und erklärt sich bereit, Hagen für sie zu töten. Jansen beschreibt Chriemhilds Reaktion wie folgt:„Die Burgunderin mustert die gelbe, krumme, triefäugige Gestalt, und sie ertappt sich über einer stolzen Verachtung, dass dieser sich, mit seinen Affen, vermesse, einen ihrer Sippe, ihres Stammes zu bestehen.“ (S. 314)
Hagens Äußerungen über die Hunnen unterbieten erwartungsgemäß das Vorausgehende. In einer Vision sieht er das Kommende voraus. „Reiterscharen, endlos, endlos und schrecklich wie Schwärme des Todes, schlitzäugicht, breitmäulig und gelb, brechen hervor, finstern das Licht.“ (S. 242) An Etzels Hof bezeichnet Hagen die Hunnen als „Affen“ (S. 268), gesteigert zu „blattnäsigen Affen“ (S. 246), als „schlitzäugige Hunde“ (S. 269) und die toten Hunnen im Saal als „Geschmeiß“ (S. 327) Hagen, das sollte man bedenken, ist im Roman ohne Zweifel Jansens Sprachrohr.
Die Hunnen werden also als Gegenbilder der Germanen, insbesondere der Burgunder, fast durchgehend als vertierte Untermenschen dargestellt. Ihre Beschreibung erinnert an die Propaganda des 3. Reiches in Bezug auf die Sowjetarmee. - Falls die deutsche Armee nicht die Sowjetarmee bezwingen könnte – so prophezeit Hitler kurz nach dem Fall von Stalingrad (Rede zum Heldengedenktag am 21.03.1943) – würde diese „innerasiatische Flut“ „Menschenmassen“ „bestialisch niedermetzeln, wie es in der Zeit der Hunnen-und Mongolenstürme einst schon der Fall war.“


2.3. Blut und Boden


Nach der NS-Ideologie ist der Bauernstand „Hauptträger völkischer Erbgesundheit, Jungbrunnen des Volkes und Rückgrat der Wehrkraft.“
(Parteiamtliche Kundgebung über die Stellung der NSDAP zum Landvolk und zur Landwirtschaft - 1930) – Die von Jansen in den Nibelungenroman eingeführte idealisierte Bauernfamilie illustriert diese Ideologie in der Vorwegnahme.
Der Bauer Bauke wohnt mit seiner blonden Frau, seinen 8 Söhnen, 3 Töchtern und dem Gesinde auf eigener Scholle in der Nähe von Worms. (S. 278 – 280) Er verachtet den Bischof und glaubt weiter an Thor und Odin. (S. 46)
Hagen schätzt das einfache Leben dieser Familie. Er nimmt gern an ihrer Bauernmahlzeit teil und isst lieber die Äpfel von Baukes Frau als Wildpret. (S. 44-47)
Er sehnt sich, „die gerade Sprache des Freibauern zu vernehmen, der im steten Umgang mit den natürlichen, nahrhaften und ursprünglichen Dingen einen unverwirrten Kopf behalten hat.“ (S. 167) Bauke erkennt Hagens Leistung an:„Du hast die Kraft erweckt und das Herz gestählt.“ (S. 45) Und er versichert Hagen seiner Loyalität, wenn er sagt: „Du säest wenig Liebe, Hagen, aber ich und alle setzen Treu und Glauben auf dich.“ (S. 47)
Nach der Ermordung Siegfrieds würde Hagen gerne seine Tat von Bauke  rechtfertigen lassen, aber er kann ihn nicht aufsuchen.
Als Chriemhild versucht, einen der Söhne Baukes für sich zu gewinnen, lehnt er aus Treue zum Königshaus energisch ab. (S. 204/05)
14 Jahre nach dem Mord an Siegfried, als Hagen Bauke und 7 seiner Söhne für den Zug zu Etzels Burg rekrutieren will, wird Hagen eine späte Rechtfertigung seiner Ermordung Siegfrieds aus Baukes Mund zuteil:„Hier fallen hundertjährige Waldkönige, um einer armseligen Köhlerhütte Platz zu machen. Sollte da ein junger Stamm nicht fallen um das Glück Burgunds?“ (S. 280) - Also eine Verabsolutierung des Landes. Von Hagen heißt es an dieser Stelle:„Ein Gedanke besticht ihn, in die offenen Seelen seine Brust zu entleeren, an dem schlichten Wesen seinen Glauben an die Kraft und Treue seines Volkes zu stärken.“ (S. 280). Obwohl Hagen die Gefahren des Zuges an Etzels Hof deutlich macht, zieht der Vater mit 7 Söhnen „aus Treue zur Krone“ (S. 281) mit. Der jüngste noch nicht erwachsene Sohn muss bei der Mutter bleiben, aber er möchte auch mitziehen. Später schickt ihn die Mutter nach und auf gefahrvollem Ritt erreicht er den Zug. (S. 301 – 303)
In der Schlacht an Etzels Hof kommen alle um, zuletzt der jüngste Sohn. Die Umstände seines Todes möchte ich mit Jansens Worten wiedergeben.

„Der Junge lächelt in seinem Sterben, ein wilder Schwerthieb spaltet ihm
 Helm und Haupt. Der trotzige Ahnenhelm liegt zerklafft. [x] Zwischen Stahl
 und Futter, von Blut gedüngt und feucht, klebt eine Handvoll brauner
 Ackerkrume, Heimatscholle, Heimaterde.
 [x] Er [= Hagen) hebt den Helm hoch empor und lässt die Erde, allen
 sichtbar, durch seine Knochenhand in die Blutlache rinnen.
 «Burgunderland!» spricht er laut. «Freunde, vergesst die Heimat nicht!»
 Sie stehen stumm und ergriffen, von der Nacht erschöpft, aber des Tronjers
 Herzschlag geht wie eine Welle über sie, und ihre Augen gewinnen wieder
 Glanz.“ (S. 334/35)

Jansen hat sicher diese Passage  mit seinem ganzen Herzblut geschrieben, aber uns erscheint heute dieser Text wie eine Persiflage auf den Blut- und Boden-Mythos.


2.4. Bedingungslose Treue bis zur Bereitschaft zu heroischem Sterben

Schon im Nibelungenlied spielt die Treue als Handlungsmotivation eine wichtige Rolle. Allerdings ist es immer die Treue zu einer Person, so Chriemhilds Treue zu Siegfried, die Treue der Burgunder zum König bis zum heroischen Sterben. Aber das Handeln aus Treue wird im Nibelungenlied – wenn auch von Fasssung zu Fassung unterschiedlich – problematisiert. Chriemhilds Treue zu ihrem Mann wird ebenso gepriesen wie ihre Rolle als Rächerin aus Treue verteufelt. Hagens Mord an Siegfried wird als folgenschwere Untat verurteilt, während seine heldenhafte Kampfbereitschaft aus Treue zum König in Etzels Burg verherrlicht wird. In einer der bewegendsten Szenen des Nibelungenliedes wird die Ausweglosigkeit Rüdegers von Bechelaren in seinem Konflikt zwischen der Treue zu Etzel und Chriemhild einerseits und der zu den Burgundern andererseits geschildert.
Schon der Titel des Nibelungenromans „Buch Treue“ weist auf die große Bedeutung der Treue in diesem Werk hin. Die Treue wird oft so verabsolutiert, dass es beim unkritischen Leser nur schwer zu einem Problembewusstsein kommen kann.
Als sich Chriemhild entschlossen hat, aus Treue zu Siegfried Etzel zu heiraten und der griechische Bischof diese Beziehung für sich nutzen will, lesen wir im Roman:„Ihr Weg liegt hell und offen vor ihr, und alle Schrecknisse, alle Widerwärtigkeiten sind nur ein frischer, ehrlicher Kampf, den unwandelbare Treue kämpft.“ (S. 262)
Im Zusammenhang mit dem Besuch der Burgunder in Bechelaren heißt es:„Nicht einer vermag sich der lichten Gewalt von Rüdegers ahnungslosem, treugläubigem Mannesherzen zu entziehen. [x] Hier lebt Treue und deutsche Zucht.“ (S. 304) Zwar wird sein Konflikt zwischen den sich ausschließenden Treueverpflichtungen dargestellt, aber eher beiläufig im Rahmen des heroischen Endkampfes.
Die Treue des Kaplans zum Vaterland bis in den Tod habe ich bereits erwähnt. Wie Bauke und seine Söhne ziehen alle Burgunder in Treue zum König in Etzels Land und kämpfen bis zum letzten Mann. – Gunther lehnt es wie im Nibelungenlied ab, Hagen Chriemhild auszuliefern. „Alle Treue kann er vergelten“, kommentiert Jansen. (S. 331)
Eine ganz besondere Rolle spielt die bedingungslose Treue bei Hagen, der viel stärker als im Nibelungenlied im Mittelpunkt des Geschehens steht. Daher möchte ich ausführlicher auf ihn eingehen.
Zwar hat er im Kampf ein Auge verloren und trägt eine Narbe von der Schläfe bis zum Kinn, aber er ist dennoch „der gewaltigste Mann von Burgund.“ (S. 10) Ein Riese von Gestalt mit einem unbeugsamen Körper, (S. 12) ist er aber kein bloßer Kraftmensch, sondern als „Gehirn Burgunds“ (S. 11) auch in hohem Maße umsichtig. Immer bestens informiert über alles, was in und um Burgund herum geschieht, welterfahren, mit großer Menschenkenntnis begabt, plant er stets in die Zukunft hinein und trifft – von zwei wichtigen Situationen abgesehen – einsame Entscheidungen, die er dem König notfalls aufzwingt. Er ist eine typische Führergestalt.
Seine bedingungslose Treue bis zum heroischen Tod, die sich in seinem rastlosen Einsatz zu jeder Zeit manifestiert, gilt dem König, aber nicht Gunther, dem „Wrack des Königs“ (S. 113), nicht dem schwachen König mit seinen unseligen Leidenschaften (S. 138), sondern einem starken königlichen Herrscher von Burgund.
Dazu macht Hagen Gunther durch seinen dominanten Einfluss. So bereitet er dadurch, dass er Siegfried ermordet, dem unentschlossenen und deshalb mitschuldigen König Höllenqualen. Zu Volker sagt Hagen:„ Ich will einen König für mein Volk! Ich will, dass er sich besinne. Und da er im Guten versagte, hab’ ich ihn durch die Hölle geschleppt, damit er Mann werde.“ (S. 150)
Als nach Siegfrieds Ermordung die Dänen und Sachsen in Richtung Xanten vordringen, versetzt Hagen Gunther und sein Gefolge so in Kampfbegeisterung, dass er erreicht, dass der König mit seinen Mannen die Sachsen und Dänen von Süden aus angreift, während er, Hagen, von Xanten aus mit den Nibelungen den Feinden in die Flanke fällt. Mit großer Freude erblickt er Gunther, der an der Spitze seiner Mannen den Feind angreift. Zur Illustration von Hagens Kampfesmut und als Kostprobe von Jansens Stil bei Kampfschilderungen möchte ich die Stelle ausnahmsweise vollständig wiedergeben.

„Voran der König! Die mageren Finger des Tronjers krümmen sich um Balmung,
 und sein Blick leuchtet auf die dröhnende, klirrende, kreischende
 Blutschlacht unter ihm, er sieht den Schimmelhengst Gunthers in dem
 eisernen Meer ringen und sieht des Königs ruderndes Schwert durch
 Feindeshelme flammen. «Ich hab’ dich wieder!», jubelt ihm das wilde Herz.
 Dann späht er nach Norden, von wo die Dänen in rasendem Jagen stürmen; vor
 Zorn und Lust blecken die Wolfszähne aus seinem Mund. Allen sichtbar
 sprengt er aus dem Holz, überschreit den wüsten Lärm, rückgewandt, und die
 wütenden Hörner der Nibelungen heulen grässlich in den Streit, und
 der Donnerkeil des Tronjers stampft und schüttert mit Urgewalt in die
 dänische Weiche. Das Mordgesicht des entsetzlichen Burgunden (!) an der
 Spitze der Nibelungen zu sehen geht über Menschenkraft.“ (S. 183/84)

Eine von Jansen erfundene Szene ist besonders charakeristisch für Hagens Treueverständnis. Der Nibelungenhort soll auf einem Kahn, der am Wormser Ufer befestigt ist, in Chriemhilds Schloss gebracht werden, das auf einer Insel liegt. Da bricht ein Unwetter los. Hagen zwingt den Chriemhild treu ergebenen Markgrafen Eckewart, ihm den Kahn zu überlassen. Er verspricht Eckewart, für den Hort zu bürgen. (S. 216/17) Während Gunther in pathologischer Gier mit dem Hortgold spielt, kappt Hagen die Taue und bei dem Unwetter kentert, von Hagen einkalkuliert, der Kahn und versinkt mit dem Nibelungenhort mitten im Rhein. Mit „Übermenschenkraft“ (S. 220) zerrt er Gunther aus dem sinkenden Kahn und rettet ihn aus den Fluten. Eckewart beschimpft Hagen als Meineidigen. Im Roman heißt es dann:

„Noch einmal hebt sich der Tronjer vor dem Greise (= Eckewart) und eine
 große Trauer breitet sich von ihm aus, die ohne Trotz und Lüge ist.
 «Dieser ist ohne Schuld», deutet er auf den Ohnmächtigen (= der König).
 Seine Wangen erblassen, und es flüstert aus dem dürren Totenschädel
 dunkel, zweideutig und wie ein Nebel, aus dem eine seltene Tat schimmert:
 «Ich brach mein Wort. Ich rettete einen König. Ich trage mein Geschick.»“
 (S. 222/23)

5 Tage wacht Hagen – als Ute, Gunthers Mutter, verkleidet – am Bett des Ohnmächtigen, bis dieser zu sich kommt. (S. 226) Von Hagen heißt es:„Seine gebrochene Ehre steht wider ihn auf.“ (S. 225) Die Gestalten der Vorfahren verdammen ihn, aber er steht trotzig zu seiner Tat. In den Augen vieler „schattet ein dunkler Fleck seinen Schild, und nur die wenigen, denen die Wahrheit entschleiert ist, schauen helleuchtend darüber den Edelstein höchster Treue.“ (S. 235) Gunther verwandelt sich durch Hagens brutale Erziehungsmethoden zu einem würdigen König. (S. 237)

Diese Passage zeigt deutlich dreierlei:

1.
Hagen beraubt den König und damit natürlich auch Chriemhild aus
wohlverstandener Königstreue des Hortes und trägt so entscheidend zur Wandlung des Königs bei.

2.
Hagen kann den König der extremen Lebensgefahr aussetzen, weil er sicher
ist, dass er ihm mit seiner „Übermenschenkraft“ das Leben retten wird.

3.
Hagen ist bereit, eine Untat zu begehen. Er bekennt sich zu ihr, trägt
schwer an seiner Schuld, rechtfertigt aber seine Tat durch seine Treue zum König.

Hagen beweist seine unbedingte Treue zum König vor allem durch die Ermordung Siegfrieds, den er liebt. Sich selbst gegenüber gesteht Hagen:„Ich liebe ihn zu sehr. Muss ich ihn nicht hassen um meines Königs willen? Offenbart er nicht in jeder Stunde seines Lebens die Schande meines Herrn? – Wann ginge neue Liebe über alte Treue? [x] Härter als der Tod, gewaltiger als das Schicksal ist die Treue, sie allein stirbt nie und nimmermehr. [x] Wenn Odin käme und mich wählen ließe, ich wiche nicht von der Treue!“ (S. 158/59)
Dadurch, dass die Treue Hagens dem König als dem Herrscher Burgunds gilt, erweitert sie sich zur Treue zu Burgund (siehe u.a. S. 87, S. 288, S. 292), zum Volk der Burgunder (siehe u.a. S. 22/23, S. 37, S. 150), zum Vaterland (S. 154, S. 209), zur Heimat (S. 240).
Zum Wohl des Königs, Burgunds, der Burgunder, des Vaterlandes, der Heimat ist er immer bereit, Unrecht zu tun, Schuld auf sich zu laden. Hier dazu einige weitere Belege:
Gernot gegenüber äußert er einmal:„Die Wege eines Staatsmanns laufen nicht immer in der hellen Sonne, ja, die Notwendigkeit fordert zuweilen eine verschattete Tiefe.“ (S. 22/23)
Aufschlussreich ist, mit welchen Worten Hagen Siegfrieds Schuldgefühle vor seinem Betrug an Brunhild auf Isenstein beschwichtigt:„Die Götter sehen lieber eine rasche, wilde Mannestat denn feiges Zaudern vor den Gespenstern einer geringen Schuld. Hätte mir je das Herz gebebt vor ärgeren Listen als dieser, so wäre Burgund nicht mehr.“ (S. 87)
Nach der Ermordung Siegfrieds heißt es von Hagen:„Nie darf Chriemhild Xanten wiedersehen, schwört er sich, und schreckt vor keiner Gewalttat zurück. Erst ging es um Treue, jetzt geht es um Burgund: der Knauf des Siegfriedschwerts funkelt blutig unter seiner Hand, und es ist als ströme der stählerne Zauber seine Kraft in die Machtfaust, die ihn umspannt. (S. 167)

Wie im Nibelungenlied erlaubt Gunther gegen den Rat Hagens Chriemhild, Etzel zu heiraten. Und Gunther entschließt sich – ebenfalls gegen den Willen Hagens – der Einladung Chriemhilds an Etzels Hof zu folgen. Hagen in seiner Treue zu Gunther organisiert den Zug und zieht mit in den von ihm vorausgeahnten Untergang, den er beschleunigt durch sein provozierendes Verhalten gegenüber Chriemhild  und durch die Ermordung des Sohnes von Etzel und Chriemhild und die schwere Verletzung, die er dabei Etzel zufügt. – Alle Burgunder, an ihrer Spitze Gunther und Hagen, kämpfen tapfer bis zum letzten Mann. Gefesselt steht als letzter Burgunder Hagen vor Chriemhild. „Ich merke, du hast nur um seinetwillen (gemeint ist Gunther) gelebt“, keucht Chriemhild. Und Hagen erwidert lachend:„Du verstehst mich gut!“ (S. 346)

Bei der Charakteristik von Hagens Treue muss zum Schluss auf 3 Aspekte eingegangen werden, die irrational den Untergang bejahen, geradezu herbeisehnen.
Als Erstes ein Wort zur Rolle des Schicksals aus Hagens Sicht. Zwar verkündet er:„Gewaltiger als das Schicksal ist die Treue.“ (S. 159) Aber schon sehr früh sagt er zu Gernot:„Wer kann gegen das Schicksal (!), das an unserer Wiege spann?“ (S. 22) – Auf der Fahrt zu Etzels Burg ist ihm, „als würde er von einer rätselhaften Hand geführt und das Schicksal Burgunds wurzele unabwendbar in ihm.“ (S. 292) – Als Dietrich Hagen gefesselt hat, heißt es im Text:„Fassungslos und aufs höchste betroffen von der Gewalt des Schicksals starren sie sich an.“ (S. 344)
Ein zweiter Aspekt darf nicht fehlen. Nach Jansen übernimmt Hagen an zwei Stellen freiwillig eine Opferrolle. Der religiöse Bezug im Stil ist unverkennbar. Nach Etzels Tod – so glaubt er – zerfalle dessen Reich und die zerschmetterten deutschen Stämme brauchten eine Opfertat. Zu Gunther und seinem Gefolge sagt er:„Eine deutsche Tat voll unerhörter Größe, gerichtet auf ein deutsches Ziel! Ein Opfer ohne Beispiel, denn nur der Opfernde gewinnt. – Hackt mich in Stücke, wenn ihr daraus Deutschland schafft, und ich werde gewonnen haben.“ (S. 249/50)
Noch deutlicher heißt es nach der Überfahrt über den Rhein auf dem Weg zu Etzel von Hagen:„Um Treue hat er alles weggegeben, Freude, Freunde und Ehre. Sich selber wegzugeben geht er jetzt.“ (S. 293)
Aber Hagen – und das ist der dritte Aspekt – ist nicht nur bereit, sich selbst zu opfern, sondern ganz Burgund mit seinen Mannen um seiner Treue zum König willen. Als Gunther Hagen, der vor der Fahrt zu Etzel warnt, ihm nahe legt, in Worms zu bleiben, lehnt er mit folgenden Worten ab:„«Wie?», ruft er mit einer Stimme, die alle Herzen tief innen ergreift, «wie? – Ich sollte hierbleiben, wenn meine Herren reiten? Nimmermehr! Und sollte Burgund verderben.»“ (S. 274) Für Hagen ist der Untergang Burgunds fast schon Gewissheit. Natürlich weiß er, dass Burgund keinen Erben hat. Er nimmt den ganzen wehrhaften Kern Burgunds mit in Etzels Land, da er mit einem gewaltigen Kampf rechnet, den sie wohl kaum gewinnen können. Immerhin hat er mit Walter von Spanien vereinbart, dass er nach dem Untergang der Burgunden an Etzels Hof den Frauen behilflich ist, aus ihrer Heimat wegzuziehen. (S. 287)

Natürlich stand Jansen bei seinem Roman, insbesondere bei der Gestaltung Hagens, des „Edelsteins höchster Treue“ (S. 235) unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges, an dem er ja als Freiwilliger teilgenommen hat. (3) Auch sein eingangs von mir zitiertes Vorwort beweist das. Aber die Rechtfertigung von Untaten aus Treue zum König, zu Burgund lässt an die zahllosen Verbrechen im 3. Reich denken, die aus Treue zum Führer und zum Reich begangen wurden. Und die letzten Aspekte erinnern an das Ende des 3. Reiches: an den oft sinnlosen Opfertod unmittelbar vor der bevorstehenden bedingungslosen Kapitulation und an die ambivalente Haltung dem Schicksal gegenüber: an den Glauben an die schicksalhafte Sendung des deutschen Volkes und / oder die fatalistische Bejahung des Untergangs einer ganzen Nation.


3. Schluss




3.1. Jansens Roman und das Nibelungenlied in der NS-Zeit – 2 Stimmen

Ich hoffe gezeigt zu haben, in welch hohem Maße Jansens Nibelungenroman Elemente nationalsozialistischen Gedankengutes vorwegnimmt, dass er durchaus dazu geeignet war, zur ideologischen Mobilisierung insbesondere in der Endphase des NS-Regimes beizutragen. Dass dabei das mittelalterliche Nibelungenlied missbraucht wurde, muss nicht näher erläutert werden.
Zum Schluss unkommentiert zwei Stimmen aus der NS-Zeit:
Der berüchtigte Himmler, einer der einflussreichsten Männer in der NS-Führung,  schrieb zu Jansens Nibelungenroman:„Eines der herrlichsten Bücher, das ich gelesen habe. Das deutsche Treue-Problem ist wunderbar herausgearbeitet.“ (4)

Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe

Für Göring wird in seinem Appell an die deutsche Wehrmacht vom 3. Februar 1943, also unmittelbar nach der Kapitulation in Stalingrad, dieser Kampf um Stalingrad „der größte Heroenkampf unserer Geschichte bleiben.“ Und er beschwört das Nibelungenlied:

.....

  „Wir kennen ein gewaltiges Heldenlied von einem Kampf ohnegleichen, es
   heißt «Der Kampf der Nibelungen». Auch sie standen in einer Halle voll
   Feuer und Brand, löschten den Durst mit dem eigenen Blut, aber sie
   kämpften bis zum Letzten.“

Dann appelliert er an die Pflichttreue und Opferbereitschaft der Soldaten.

„Denke jeder von euch an die Kämpfer von Stalingrad, dann wird er hart und
 eisern werden. Vergesst nicht, dass zu den vornehmsten Grundtugenden des
 ganzen Soldatentums neben Kameradschaft und Pflichttreue vor allem die
 Opferbereitschaft gehört. Es hat immer kühne Männer gegeben, die sich
 geopfert haben, um etwas Größeres für die anderen zu erreichen.“ (5)


3.2. Jansens Leben und weitere literarische Tätigkeit

Obwohl oder gerade weil Jansens Romane zwischen den beiden Weltkriegen und vor allem von 1933 bis 1945 große Auflagen erreichten (6), wurde er nach 1945 nicht mehr aufgelegt, ist nur noch im Antiquariat erhältlich. Auch in umfangreichen Literaturgeschichten und Nachschlagewerken zur deutschsprachigen Literatur wird er nach 1945 nicht erwähnt mit Ausnahme des von Walther Killy herausgegebenen Literatrurlexikons, in dem Wolfgang Weismantel kurz Leben und Werk Jansens darstellt. (7) In enger Anlehnung an diesen Lexikonartikel möchte ich zum Schluss kurz auf Jansens weitere literarische Tätigkeit eingehen.
Geboren 1890, erwarb er den Doktortitel in der philosophischen und medizinischen Fakultät, nahm – wie erwähnt – als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil und erhielt später eine Professur in Berlin. Er starb 1943 mit 53 Jahren. - Bekannt wurde er durch seine historischen Romane.
Nach dem Erstlingswerk, dem Nibelungenroman, schrieb er 1918 in Anlehnung an das mittelalterliche Epos den Gudrunroman. Darin bewährt sich die friesische Heldin Gudrun in der normannischen Gefangenschaft vor allem im Bewusstsein ihrer reinrassischen Überlegenheit gegenüber der normannischen Mischrasse.
Im darauf folgenden Amelungenroman (1920) geht es um Dietrich von Bern als große Führergestalt.
In der völkischen Geschichtsschreibung und davon beeinflusst auch in der des Nationalsozialismus bis kurz vor 1939 wurde der Sachsenführer Widukind in seinem Kampf gegen Karl den Großen verherrlicht, der die Interessen der germanischen Stämme zugunsten der römischen Kirche geopfert habe. Positiv wurde auch Heinrich der Löwe mit seiner Ostkolonisation dem negativ bewerteten Friedrich Barbarossa gegenübergestellt, der sein Reich zugunsten Italiens vernachlässigt habe. Ganz in diesem Sinne schrieb Jansen 1923 seinen Roman „Heinrich der Löwe“ und 1932 den Roman „Verratene Heimat“, in dem er Widukinds Kampf gegen Karl den Großen verherrlicht.
In seinem Roman „Geier um Marienburg“ (1925) wird die rassenideologische Komponente besonders deutlich. Jansen glorifiziert die Deutschordensritter als Sinnbilder des nordischen Menschen und kritisiert das Zölibat, durch das wertvolles Blut vergeudet werde.
Mit dem Titel „Die Kinder Israel, ein Moseroman“ veröffentlicht er 1927 einen antisemitischen Roman, der viele Vorurteile gegenüber Juden überdeutlich illustriert. Da wundert es nicht, dass Jansen 1940 die Goethe-Medaille verliehen wird für seine „Arbeiten im Dienste der rassischen Erneuerung.“
Meine Ausführungen zu Jansens literarischer Tätigkeit belegen, dass er bereits 1916 den Nibelungenstoff ganz im Sinne des späteren Nationalsozialismus umgedeutet hat und deutlich vor 1933 immer wieder Gedankengut erfolgreich verbreitete, das die Nationalsozialisten nur zu gerne aufgriffen. Es ist meines Erachtens nicht übertrieben, in ihm einen von nicht wenigen Wegbereitern des Nationalsozialismus zu sehen.




Anhang

Zitierte Literatur (alle Zitate der neuen Rechtschreibung und Zeichensetzung angepasst)

Textgrundlage
Jansen, Werner: Das Buch Treue. Nibelungenroman, Hamburg 1916

Sekundärliteratur
Hoffmann, Werner: Das Buch Treue. Werner Jansens Nibelungenroman,
in: Die
Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hrsg. von Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ute Obhof, Wiesbaden 2003, S. 511 – 521
Voigt, Günther: Der Dichter Werner Jansen – Ein Wort über seine Kunst,
in: Zeitschrift für deutsche Bildung Bd. 18 (1942) S. 131 – 138
Weismantel, Wolfgang: Jansen, Werner,
in: Literaturlexikon. Autoren und
Werke deutscher Sprache, hrsg. von Walther Killy, Bd. 6, Bertelsmann 1990, S. 84 – 85
Westenfelder, Frank: Genese, Problematik und Wirkung nationalsozialistischer Literatur am Beispiel des historischen Romans zwischen 1890 und1945, Frankfurt a. M. 1989
Wunderlich, Werner: Der Schatz des Drachentödters – Materialien zur Wirkungsgeschichte des Nibelungenliedes, Klett-Cotta 1977

Fußnoten

(1) Weismantel S. 84
(2) Westenfelder S. 404
(3) Weismantel S. 84
(4) Westenfelder S. 343
(5) Wunderlich S. 96 dort zitiert nach: Völkischer Beobachter 3.2.1943 Nr. 34 S. 3f
(6) Westenfelder S. 404
(7) Weismantel S. 84 – 85