Höfische Tragik
am Beispiel des Nibelungenlieds

von Regina Toepfer

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Johann Heinrich Füssli, Kriemhilds Falkentraum, 1817..
 
Tragik kann es nach verbreiteter Auffassung im Mittelalter nicht geben, weil das christliche Weltbild keinen Raum dafür lässt. Nur das Nibelungenlied scheint eine Ausnahme zu bilden; in einem Strudel der Vernichtung versinkt eine ganze Welt. Versteht man Tragik nicht metaphysisch, sondern poetisch, ergibt sich ein anderes Bild. Die Protagonisten sind für ihr Handeln verantwortlich und begehen verständliche Fehler, die schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Der Vortrag erklärt, weshalb Kriemhild als eine tragische Heldin der höfischen Literatur gelten darf.

Anhand der "Poetik der Tragödie" des Aristoteles untersucht Dr. Regina Toepfer das Weltbild des Nibelungenlieds. Die antike Tragiktheorie kann man auf das Nibelungenlied übertragen. Regina Toepfer geht vom antiken Modell des tragischen Helden aus, der durch bestimmte Fehler zu Fall kommt. Die nibelungische Tragik besteht in Kriemhilds Schuld. Kriemhild begeht Fehler. Sie trägt - poetologisch gesehen - die Verantwortung für den Untergang.
Dr. Regina Toepfers poetologische Deutung unterscheidet sich von der metaphysischen Deutung anderer namhafter Literaturwissenschaftler (Bert Nagel; Fritz Peter Knapp), die das Weltbild des Nibelungenlieds als ein christliches und damit als untragisch begreifen.

Die Grundthesen stellet Regina Toepfer in ihrer Studie "Höfische Tragik" vor.

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