Siegfrieds Grab
die sagenhafteste Wormser.Sehenswürdigkeit

von Eichfelder


mit

Simulation/Collage: Eichfelder
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Vor etwa 300 Jahren ging - mit einer monumentalen Grabanlage - das wohl eindrucksvollste Monument der Wormser Vorgeschichte verloren. Gemeint ist ein Tumulus (Hügelgrab) von etwa dreizehn Metern Länge, der mit "zwei aus der Erde hervorragenden Steinen (Menhiren) bezeichnet war". Die Menhire des Grabmals stammen vermutlich aus der Zeit des Megalithikums, einer präindoeuropäischen Kulturstufe, deren Ursprung im Dunkel der beginnenden Jungsteinzeit zu suchen ist. Der Tumulus dürfte entweder zeitgleich erbaut sein oder er wurde nachträglich während der Bronzezeit hinzugefügt.
Spätere Generationen knüpften Legenden an dieses Grab, Geschichten von Riesen und von Drachentötern, letztendlich das "Lied des hürnen Seyfrid". Dabei handelt es sich um eine weit verbreitete rheinische Lokaltradition, die neben dem großen Nibelungenlied fast gänzlich in Vergessenheit geraten ist, obwohl sie in ihren archetypischen Fragmenten vermutlich eine Vorstufe bdes Epos darstellt.
Marquard Freher beschreibt den Tumulus im Jahre 1613 als "das Grab, des in ganz Deutschland besungenen Riesen, der den Ort durch sein Denkmal berühmt gemacht hat"

Eine künstlerische Interpretation

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Die einzigen Angaben über den äußeren Anschein des Grabes beschränken sich auf die Länge der Anlage, sowie auf das Vorhandensein der Menhire. Weder die Höhe der Steine noch die des Grabhügels sind überliefert. Wie diese Menhire zu dem Grab standen (möglicherweise waren sie sehr klein und befanden sich auf dem Tumulus) und wie viele es waren (erst eine sehr späte Quelle nennt die Zahl zwei) bleibt unbekannt und läßt sich auch nicht durch verwandte Anlagen erschließen, da solche in unserem Raum nicht (mehr) existieren.

Hügelgräber

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Darüber hinaus habe ich bei der Konzeption des Kunstwerks "Siegfrieds Grab" zu Gunsten der visuellen Dynamik bewußt auf Elemente verzichtet, die für eine Rekonstruktion im eigentlichen Sinne erforderlich wären.
Foto: Eichfelder

Die Wahl des Menhirgesteins habe ich ebenfalls unter künstlerischen und nicht unter archäologischen Aspekten getroffen (Kalksteinmenhire wären für den Raum Worms wahrscheinlicher). Der ursprüngliche Standort des Monuments ist zum Industriegebiet geworden und kommt für die Errichtung des Kunstwerks nicht in Frage. Vorzüglich hingegen eignet sich der in der Innenstadt gelegene Torturmplatz:

Es ist eine Parkanlage, in die sich ein begrünter Grabhügel trotz seiner relativ großen Ausmaße harmonisch einfügen lässt. Das Stadtmauerensemble im Hintergrund bietet zusätzlich sogar ein authentisches Ambiente, welches nicht nur für die Bürger von Worms, sondern auch für den Kulturtourismus die lange und
sagenhafte Geschichte der Stadt erlebbar macht. In den Türmen dieses Bereichs der Stadtmauer befindet sich das Nibelungenmuseum.


Torturmplatz, Worms, Foto: Heinz Angermüller

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Das Konzept des neuen Museums konzentriert sich auf die Darstellung des Nibelungenlieds (Handschrift C*), vernachlässigt aber die anderen Versionen der Sage, z.B. das Rosengartenlied oder den hürnen Seyfrid, Geschichten, die für unseren Raum lange Zeit von großer Bedeutung waren. Diese Erzählungen mit ihren zeitlosen, ewig anmutenden Elementen und Formen möchte Eichfelder in seiner Konzeption von Siegfrieds Grab verwirklicht sehen, um so das Kunstwerk dem Museum ergänzend gegenüberzustellen. Detailiertere Informationen finden Sie unter: www.eichfelder.de



Hügelgräber
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Nachtrag:
REALISIERUNG

Das land-art Projekt wurde erstmals im Rahmen der Ausstellung: "Nibelungenzyklus - Versuch einer mythologischen Interpretation" am 20. September 1998 im Museum der Stadt Worms vorgestellt. Am 3. März 1999 hat der Stadtrat mit einer großen Mehrheit der Errichtung des Kunstwerks Siegfrieds Grab auf dem Torturmplatz zugestimmt.

Im Februar 2001 wurden schließlich die Pläne für eine völlige Neugestaltung der Parkanlage seitens des Bau- und Grünflächenamtes vorgelegt. Die beiden Menhire (Rotsandstein, je 4,4 m lang und etwa 6 t schwer) wurden am 13. März 2003 gesetzt, bis Mai 2003 waren die Arbeiten abgeschlossen und der Torturmplatz wieder begrünt.

Foto: Patricia Soneck (Nibelungen Kurier)