Worms, 09.11.2009

Zur Aussetzung der Hauptaufführung der Nibelungenfestspiele

Der Wormser Stadtrat hat am 28.10.2009 wegen der finanziellen Lage die Aussetzung der Hauptaufführung der Nibelungenfestspiele für 2010 beschlossen. Die Nibelungenliedgesellschaft hat dies mit großem Bedauern aufgenommen, weil diese Entscheidung ihre Ziele tangiert. Der Vorstand der Nibelungenliedgesellschaft gibt folgende Stellungnahme ab:
Die Stadt Worms ist der Schauplatz des um 1200 entstandenen und heute in das Weltdokumentenerbe aufgenommenen Nibelungenliedes.- Seit den 1990er Jahren wurden aus kulturtouristischen Motiven der Nibelungenrenaissance in Worms die Wege geebnet. Zahlreiche Aktivitäten entstanden, um die Aufmerksamkeit der Stadt und ihrer Bürger in nachdenklicher Erinnerungsarbeit auf die literarischen Zeugnisse ihrer Vergangenheit zu richten. 1998 wurde die Nibelungenliedgesellschaft gegründet, die ihre Aufgabe in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Stoff und Rezeption des Liedes und des historischen Umfeldes sieht. Sie veranstaltet u. a. Symposien, Lesungen und fördert die Nibelungenfestspiele, um das Nibelungenlied auf allen Ebenen ins Gespräch zu bringen und einem breiten Spektrum der Gesellschaft bekannt zu machen. So hat sie sich bisher mit über 50 Beiträgen im Kulturrahmenprogramm der Festspiele engagiert.
Die Nibelungenfestspiele vor dem Dom, die von 2002 bis zu diesem Jahr stattgefunden haben, fanden durch ihre hohe künstlerische Qualität und das reiche Kulturprogramm weit über die Region hinaus Beachtung und Anerkennung, wie die Besucherstatistik belegt. Sie haben Worms zu einer bekannten Festspielstadt werden lassen.– Moritz Rinke hat unter der Regie von Dieter Wedel eine moderne Version der alten Geschichte entworfen und den Nibelungenstoff mit der Lebenswelt der heutigen Generation verknüpft. Karin Beier hat zusätzlich den mythischen Gehalt der Sage herausgearbeitet. Alle Inszenierungen zeugen von einem neuen Nibelungenverständnis.
Deshalb müssen die Nibelungenfestspiele den Faden 2011 mit einer Hauptinszenierung wieder aufnehmen. Der Nibelungenstoff und seine Zeit bieten noch viele Möglichkeiten der Bearbeitung, die in den nächsten Jahren die Wormser Festspielbühne nachhaltig zu einem Forum von überregionaler Bedeutung machen können.
Die Nibelungenliedgesellschaft hofft, dass trotz des Verzichts auf die Hauptinszenierung vor dem Dom 2010 die hohe Qualität der Festspiele erhalten bleibt. Sie ist bereit, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in das für 2010 geplante Kulturprogramm einzubringen und möchte damit einen Beitrag zur Kontinuität der Beschäftigung mit dem Nibelungenstoff in Worms leisten.