Die Dichtung
ist der Schatz


Lesung des Nibelungenliedes

Kulturrahmenprogramm Nibelungenfestspiele 2008
von Ellen Bender und Petra Riha

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Ellen Bender und Petra Riha..


Lesung des Nibelungenliedes nach der Handschrift C der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.

Die Handschrift C und ihre Besonderheiten

Die heute in Karlsruhe aufbewahrte Handschrift C ist die älteste vollständig erhaltene Aufzeichnung des Nibelungenliedes. Sie ist wohl zwischen 1225 und 1250 entstanden. Der Lindauer Arzt Obereit hat sie 1755 in Hohenems entdeckt; 1815 erstand sie Joseph von Laßberg, danach kam sie nach Donaueschingen; 2001 kaufte sie die Badische Landesbank.
38 Aventiuren weist der C-Text auf, Verse und Strophen sind fortlaufend geschrieben. Die Fassung C besitzt 112 zusätzliche Strophen, vor allem über das Kloster Lorsch. Der Text weist einen fortgeschrittenen Bearbeitungsgrad auf und passt sich wohl mehr dem Publikumsgeschmack der Zeit an: Kriemhild wird milder gesehen als in den Fassungen A und B. Der C-Text enthält die wichtige Prologstrophe und endet mit der Schlusszeile: <hie hat daz maere ein ende. daz ist der Nibelunge liet.> A und B enden mit: <daz ist der Nibelunge nôt>.

Dr. Ellen Bender und Petra Riha von der Nibelungenliedgesellschaft lesen die
Aventiuren 1-6 fortlaufend in der neuhochdeutscher Übertragung von Ursula Schulze mit Kommentar.

In kleinen Leseproben zitieren sie den Text in der mittelalterlichen Sprache, in der die Dichtung aufgezeichnet ist und die auch den heutigen Leser zu fesseln vermag.

Das um 1200 verfasste Nibelungenlied beruht auf einer mündlichen Sagenüberlieferung in historischem Kontext. Die Heldensagentradition geht u.a. auf Erinnerungen der burgundischen und fränkischen Frühzeit zurück. Ererbte Dichtung lebt in der mündlichen Überlieferung fort. Das sozial-politische Umfeld ist jedoch das des mittelalterlichen Lehensstaates der Stauferzeit, der Atmosphäre um 1200.
Ein Sänger erinnert an alte, bewundernswürdige Geschichten, die er vortragen will – an Mythen, sagt Otfrid Ehrismann, „denn die historische Basis der Sage ist zerstört“. Der Sänger ist eine Rolle, in die jeder, der das Lied bei Hofe vorsingt, hineinschlüpfen kann. Er spricht die Zuhörer an und erzählt von der burgundischen Königstochter Kriemhild, die er als zentrale Hauptfigur am Wormser Königshof vorstellt (1. Av.). Siegfried von Niederland, der in Xanten heranwächst (2. Av.), beschließt, um sie zu werben. In Worms tritt er zunächst nicht als Werber, sondern als Herausforderer auf, der mit König Gunther um die Herrschaft über Burgund kämpfen will (3. Av.). Es gelingt, Siegfried zu beschwichtigen. Er bleibt als Gast in Worms, ohne Kriemhild zu sehen. Im Krieg gegen die Sachsen und Dänen (4. Av.) zeichnet er sich aus. Der burgundische Hof belohnt ihn dafür beim Siegesfest mit dem besonderen Gruß Kriemhilds (5. Av.). Als Gunther Brünhild von Isenstein zur Ehe gewinnen will, sagt Siegfried seine Werbungshilfe zu, wenn er dafür Kriemhild zur Frau erhält (6. Av.).